Sorry, leider ausgebucht – ein offener Brief
Sehr geehrte Frau Dr. Doris Pfeiffer (Vorstandsvorsitzende des GKV-SV),
sehr geehrter Herr Gröhe (Bundesgesundheitsminister),
was mach ich bloß mit all diesen Frauen, die mir täglich schreiben oder mich anrufen, weil sie keine Hebammen mehr finden? Ihnen steht Hebammenbetreuung zu, sie machen alles richtig, indem sie sich früh darum kümmern. Und doch bekommen sie eine Absage nach der Anderen. Alle meine Kolleginnen (also die, die unter den heutigen Bedingungen überhaupt noch arbeiten) berichten dasselbe.
Tägliche Anfragen
Jeden Tag bekomme ich diese Mails. Inzwischen habe ich eine Standard-Absage-Antwort, die ich nur noch einkopiere. Alles Andere wäre ein absurder Arbeitsaufwand. Ich bin, wie alle Hebammen, auf Monate ausgebucht. Mehr geht nicht! Ich lese trotzdem alle Anfragen, aber sie machen mich traurig. Damit Sie sich ein Bild machen können, zeige ich Ihnen mal (nur) die von heute:
Liebe Jana,
ich wende mich gerade aus Verzweiflung an dich. Ich bin in der 12.SSw und auf der Suche nach einer Hebamme. Ich bekomme eine Absage nach der anderen. Mein ET ist übrigens der 25.12.2015. Hast du noch eine Idee was ich machen kann um eine Hebamme zu finden? Das Problem ist ich leide an Depressionen und benötige wirklich dringend eine Hebamme. Vielleicht hast du eine Idee. Ich wäre dir auf jeden Fall sehr dankbar. Herzliche Grüße xxx
Hallo Frau Friedrich,
ich habe gestern erfahren, dass ich wieder schwanger bin.
Ganz am Anfang 5./6. Woche. Da das Baby noch nicht zu sehen ist, habe ich noch keinen Mutterpass bekommen, sondern einen neuen Termin am Dienstag. Ich würde Sie gerne als Hebamme nehmen. Hätten Sie denn Zeit und Lust? Der Termin wäre im Februar 2016.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mich betreuen würden.
Mit freundlichen Grüßen xxx
Liebe Frau Friedrich
ich befinde mich gerade in der 13. Woche meiner Schwangerschaft und dachte, ich sollte mich auch der Suche nach einer Hebamme machen. Es würde mich also sehr freuen, wenn wir uns vielleicht kennenlernen könnten. Das hängt aber bestimmt von der Zeit ab: also, der Entbindungstermin ist am 20.Dezember und ich wohne in xxx. Falls Sie also denken, Sie könnten mich betreuen, wäre das super. Ich freue mich auf Ihre Antwort und wünsche Ihnen erstmal noch einen schönen Tag.
Schöne Grüße xxx
Hallo Frau Friedrich,
ich bin auf der Suche nach einer geeigneten Hebamme auf Sie gestoßen. Unser errechneter ET ist der 5.12. und mein Mann und ich würden Sie gern kennenlernen. Hätten Sie Kapazitäten für eine Betreuung in der Zeit für Zuhause nach bzw. vor der Geburt?
Lg, xxx
Liebe Frau Friedrich,
ich bin auf der Suche nach einer Hebamme und wollte mich erkundigen ob Sie noch Kapazitäten für November 2015 haben (mein Entbindungstermin ist der 15.11.)?
Wenn ja, würde ich mich über eine Nachricht oder einen Anruf (Nr.) freuen.
Mit herzlichen Grüßen,
xxx
Guter Rat ist… gar nicht teuer
Das war ein exemplarischer Tag. Manchmal sind es noch deutlich mehr Anfragen. Telefonisch kommt noch Einiges dazu. Und sogar via Twitter!
Ich weiß schon, an welchen Tagen die Infoabende der umliegenden Kliniken stattfinden, denn für den Tag darauf wünsche ich mir stets ein Callcenter als Hilfe für all die Absagen.
Was soll ich den Frauen denn sagen? „Leider gibt’s keine Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden mehr und auch keine Vorbereitung auf die Geburt.“? Oder: „Fragen Sie Ihre Frauenärztin.“?
Und was rate ich ihnen für’s Wochenbett? „Gehen Sie in die Notaufnahme, wenn Sie ein Problem haben.“?
Das ist sicher keine gute Idee. Denn erstens sind die Ersten Hilfen auch schon überlastet. Zweitens wird das unglaublich teuer. Und drittens arbeiten dort auch keine Hebammen. Was bringt das also? Die Frauen werden dann in die Kreißsäale weitergeleitet. Dort müssen sie ewig warten, bis eine – ohnehin schon völlig überlastete – Klinik-Hebamme zwischen zwei Geburten mal eben Zeit hat, um sich um ein Wochenbettproblem zu kümmern?! Ist doch absurd.
Sie werden sich noch wundern wo das hinführt, und welche Kosten das am Ende verursacht. Außerklinische Hebammenhilfe wäre billiger gewesen.
u.A.w.g
Das ist nur ein winziger Ausschnitt. Das ist nur das, was ich als einzelne Hebamme mitbekomme. Und ich betreue noch nicht mal Hausgeburten! Da sieht es ja noch mal viel schlimmer aus. Aber auch daran sieht man: Die Betreuungskatastrophe kommt nicht erst noch. Wir sind schon mitten drin.
Werden Sie endlich entsprechend handeln, oder werden Sie warten, bis es keine Hebammen mehr gibt, die diesen Beruf noch ausüben mögen oder können?
Das eine Lösung nicht einfach ist, ist mir klar. Aber das Problem besteht seit circa 10 Jahren! Sind wir wirklich so unwichtig, dass es in diesem Zeitraum nicht möglich war, etwas Tragfähiges auf die Beine zu stellen?
Über Ihre Antwort würde ich mich sehr wundern freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Jana Friedrich – Hebamme aus Berlin
Die Facebook-Reaktionen
Was machen wir bloß mit all den Frauen, die keine Hebamme mehr finden?Heute habe ich einen offenen Brief an Herrn Grö…
Posted by hebammenblog.de on Mittwoch, 17. Juni 2015
Weiter Infos & Lese-Empfehlungen
Auf der Landkarte der Unterversorung des Deutschen Hebammenverbandes erhält man von der aktuellen, bundesweiten Unterversorgungslage einen kleinen Eindruck. Dort tragen sich Frauen ein, die keine Hebamme finden konnten. Die Dunkelziffer dürfte natürlich enorm hoch sein.
Auf Hebammenkatastrophe – letzter Aufruf zum Elternprotest kann man die Details zur Hebammenproblematik nachlesen. Außerdem erfährt man, welche Möglichkeiten es gibt, um auf die Angelegenheit noch Einfluss zu nehmen.
Liebe Blogleserinnen,
was würde in eurem Brief an die Beiden stehen? Was sind eure Sorgen, Wünsche & Fragen…?
Herr Gröhes Antwort
Am 6.Juli hat Herr Gröhe mir dann geantwortet:
Sehr geehrte Frau Friedrich,
haben Sie vielen Dank für Ihre E-Mail, in der Sie unter dem Betreff „Sorry, leider ausgebucht“ Ihre Sorge über die Zukunft des Berufs der Hebammen in unserem Land zum Ausdruck gebracht haben.
Die von Ihnen dargelegten Sorgen wurden vor allem durch den starken Anstieg der Prämien für Berufshaftpflichtversicherungen für die Hebammen sowie die Ankündigung einzelner Versicherungsunternehmen, aus diesem Geschäftsfeld aussteigen zu wollen, befördert.
Auch mich bewegt dieses Thema – vor allem die berufliche Situation der Hebammen und die Sorgen werdender Eltern über eine gute Versorgung mit Geburtshilfe. Deshalb habe ich mich bereits kurz nach Amtsantritt mit verschiedenen Initiativen der Herausforderungen angenommen. So habe ich mich mit den die Hebammen vertretenden Verbänden getroffen und immer wieder Gespräche mit der Selbstverwaltung von gesetzlicher Kranken- und Pflegeversicherung sowie mit der privaten Versicherungsbranche geführt.
Der von mir Ende April 2014 vorgelegte Abschlussbericht der interministeriellen Arbeitsgruppe „Versorgung mit Hebammenhilfe“ hat die Situation der Hebammen detailliert aufgearbeitet und analysiert. An diesem allseits abgestimmten Bericht waren neben verschiedenen Ressorts der Bundesregierung auch Vertreterinnen und Vertreter der Hebammen, der Selbstverwaltung der Sozialversicherungen sowie der privaten Versicherungswirtschaft beteiligt. (http://www.bmg.bund.de/ministerium/veranstaltungen-und-news/versorgung-mit-hebammenhilfe.html)
In den vergangenen Monaten hat das BMG intensiv daran gearbeitet, die schwierige Lage der freiberuflichen Hebammen zu verbessern. Es war ein wichtiger Schritt, dass der Deutsche Hebammen-Verband – auch dank der intensiven Gespräche der Leitung des Bundesgesundheitsministeriums mit der Versicherungswirtschaft – einen Ersatz für die Nürnberger Versicherung gefunden hat und den Gruppenversicherungsvertrag auch über Juli 2015 hinaus anbieten kann. Diesem Angebot der Versicherungswirtschaft müssen jedoch noch weitere folgen, damit es zu dauerhaft überzeugenden Angeboten von Haftpflichtversicherungen für die Geburtshilfe kommt.
Im Rahmen des am 5. Juni 2014 vom Deutschen Bundestag beschlossenen Gesetzes zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FQWG) wurden kurzfristig die Regelungen zur Hebammenvergütung angepasst und die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um eine finanzielle Überforderung von Hebammen durch die Versicherungsprämien zu vermeiden.
(http://www.bmg.bund.de/krankenversicherung/finanzierungs-und-qualitaetsgesetz/hebammen.html)
Zusätzlich zu den ohnehin schon gesetzlich vorgesehenen Vergütungsanpassungen bei Prämienerhöhungen wurde die Erhöhung der Haftpflichtprämien vom 1. Juli 2014 durch einen zusätzlichen befristeten Vergütungszuschlag auf Abrechnungspositionen für Geburtshilfeleistungen abgefedert, bei denen typischerweise deutlich weniger Geburten als im Durchschnitt betreut werden können. Dies sind geburtshilfliche Beleghebammenleistungen mit 1:1-Betreuung ohne Schichtdienst sowie Geburtshilfeleistungen bei Hausgeburten oder in Geburtshäusern.
Auf Grundlage der durch das GKV-FQWG geänderten Rechtslage konnte sich im letzten Jahr der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung mit den Hebammenverbänden über eine Anpassung der Leistungsvergütung einigen. Die Verhandlungen hinsichtlich der Geburtshilfeabrechnungspositionen verliefen zunächst schwierig. Anfang August vergangenen Jahres wurde unter Berücksichtigung des Vergütungszuschlags eine Lösung gefunden. Die gesetzliche Krankenversicherung stellt damit über die bisherige Leistungsvergütung hinaus zum Ausgleich der zum 1. Juli 2014 erfolgten Prämienerhöhung für die Berufshaftpflichtversicherung der Hebammen mit Geburtshilfe insgesamt 2,6 Mio. Euro zur Verfügung. Mit der Einigung konnte ein schneller und vollständiger Ausgleich der aktuellen Prämiensteigerungen durch die Krankenkassen erreicht und die kurzfristig zugesagte Unterstützung der Hebammen umgesetzt werden. Diese Vergütungsverbesserungen sind wichtige Bausteine, damit auch in Zukunft Hebammen freiberufliche Geburtshilfe anbieten können und somit die Wahlfreiheit hinsichtlich des Geburtsorts sichergestellt bleibt.
Für Geburten ab dem 1. Juli 2015 sollen die Vergütungszuschläge durch einen Sicherstellungszuschlag zur Haftpflichtprämie abgelöst werden, den alle Hebammen, die Leistungen zur Geburtshilfe erbringen und die notwendigen Qualitätsanforderungen erfüllen, auf Antrag vom GKV-Spitzenverband erhalten, wenn sie aufgrund zu geringer Geburtenzahlen durch die Prämie wirtschaftlich überfordert sind. Die Höhe des Sicherstellungszuschlags soll von der Anzahl der betreuten Geburten, der Anzahl der haftpflichtversicherten Monate für Hebammen mit Geburtshilfe ohne Vorschäden und der Höhe der jeweiligen Haftpflichtprämie abhängig gemacht werden. Nach dem vorläufigen Scheitern der Verhandlungen Ende Juni hat der GKV-Spitzenverband nun die Schiedsstelle angerufen.
Mit Blick auf die Verhandlungen um die Anforderungen an die Qualität der Hebammenhilfe darf ich darauf hinweisen, dass diese nicht einfach sind. Gleichwohl ist es nicht die Aufgabe des Bundesministeriums für Gesundheit, diese Verhandlungen öffentlich zu kommentieren. Ich erwarte allerdings von allen Beteiligten, dass sie sich zügig um eine Verständigung bemühen.
Nach Darstellung der Verhandlungspartner besteht Uneinigkeit in Bezug auf die Vereinbarung von medizinischen Ausschlusskriterien für Hausgeburten. Eine Hausgeburt auf Wunsch der Versicherten zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung trotz Vorliegens medizinischer Ausschlusskriterien wird vom GKV-Spitzenverband abgelehnt. Der Deutsche Hebammenverband sieht darin die Entscheidungsfreiheit von Frauen bei der Wahl des Geburtsortes eingeschränkt. Der GKV-Spitzenverband unterscheidet bei den Ausschlusskriterien allerdings zwischen absoluten und relativen Ausschlusskriterien. Ein Überschreiten des rechnerisch ermittelten Geburtstermins wird als relatives Ausschlusskriterium angesehen, bei dem im Interesse der Gesundheit von Mutter und Kind eine zusätzliche Abklärung durch Diagnostik und fachärztliches Konsil vorgesehen werden soll, um eine Geburt im häuslichen Umfeld zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung zu ermöglichen.
Die medizinischen Ausschlusskriterien richten sich nicht gegen die Hebammen, sondern dienen einer sicheren Geburt und dem gesundheitlichen Wohlergehen von Mutter und Kind. Dieses Kriterium sollte die Entscheidungsgrundlage für den Ort der Geburt und Teil der Qualitätskriterien für die geburtliche Betreuung sein.
Ich setze darauf, dass die Beteiligten zu einer sachgerechten Abwägung finden, bei der sowohl die Entscheidungsfreiheit der Frauen als auch der Schutz von Mutter und Kind vor vermeidbaren Risiken in angemessener Weise Berücksichtigung finden.
Nach meiner Auffassung ist als weiteres Instrument der Verzicht auf Regressforderungen der Kranken- und Pflegeversicherung geeignet, einen Beitrag zur Stabilisierung der Versicherungsprämien und Belebung des Versicherungsmarktes zu leisten. Durch die faktische Begrenzung der Höchstschäden entsteht eine verlässlichere Kalkulationsgrundlage für die Versicherungswirtschaft. Zugleich bleibt sichergestellt, dass ein durch einen Behandlungsfehler geschädigtes Kind und seine Familie weiterhin die erforderliche, angemessene Hilfe und Unterstützung erhalten. Eine entsprechende Regelung haben wir in das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung (Versorgungsstärkungsgesetz) eingebracht, das vom Bundestag am 11. Juni dieses Jahres beschlossen wurde. Detaillierte Ausführungen über die neuen Regelungen für die Hebammen finden Sie in dem Gesetzentwurf, insbesondere auf den Seiten 125 bis 127 und auf Seite 60 (http://dserver.bundestag.btg/btd/18/040/1804095.pdf ) sowie in der Beschlussempfehlung und dem Bericht des Gesundheitsausschusses auf den Seiten 64 und 106 (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/051/1805123.pdf ) .
Ich würde mich freuen, wenn Ihnen diese Informationen hilfreich sind, und nutze meine E-Mail gerne, um Ihnen alles Gute zu wünschen.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann Gröhe
jetzt hab ich panik…soll ich mich schonmal unschwanger beim geburtshaus hier vorstellen? oder direkt wenn ich die einnistung spüre? oh mann 🙁
Liebe Jana,
meine Anregung wäre es, alle Hebammen aufzufordern, genau diese wichtigen Anfragen, wie Du es ja jetzt auch gemacht hast, weiterzuleiten an Frau Merkel, an die Zeitschrift Emma, extra einen Blog damit zu eröffnen – damit an die BILD-Zeitung zu gehen und, und, und… Öffentlich machen, nochmals öffentlich und öffentlich.
Vielleicht ist ein Extra-Facebook-Account das Richtige dafür?
Das ist der Punkt, der vielleicht aufrütteln könnte, die Bekanntmachung der vielen Frauen, die verzweifelt eine Hebamme suchen.
Ich selber bin nicht bei Facebook und Co. und ich weiß nicht, ob das überhaupt für Dich in Frage käme, es wäre glatt ein Anlass, meine persönlichen Prinzipien über Bord zu schmeissen und solch einen Account bei Facebook dort zu eröffnen, damit all das mal gezeigt wird, die große Not.
Was hälst Du davon?
Und entschuldige, wenn ich Dich das Frage, da ich weiß, wie wenig Zeit und unter welchem Druck ihr Hebammen steht…
Einen ganz herzlichen Gruß,
Sara
Liebe Sara,
für all das gibt es schon viele Aktive. Unter anderem der Verein MotherHood.: http://www.mother-hood.de (nicht wundern: Du wirst noch auf die Vorgängerseite umgeleitet). Da kannst Du Dich auch engagieren (wenn Du bei fb bis, ist es noch einfacher).
Kennst Du die aktuelle Petition, die sich auch damit beschäftigt:
change.org/elternprotest … Bitte zeichnen und weiterleiten zum Zeichnen.
Die Situation betrifft nicht nur die Hebammen, denen die Existenzgrundlage genommen wird, sondern genauso stark alle werdenen Eltern bzw. bei der aktuellen Geburtenrate ca 650.000 Neugeborene, die zukünftig nicht so auf die Welt kommen dürfen, wie es sich die Eltern wünschen – einfach, weil das System es nicht mehr vorsieht.
Hi liebe Little B,
das habe ich schon alles gemacht (Petition, Politiker und Alice Schwarzer angeschrieben), vielleicht versuche ich es über das MotherHood Team, Dank Dir für den Tipp.
Die Veröffentlichung von Jana mit den Anfragen der schwangeren Frauen fand ich sehr eindringlich.
Das geht einem direkt ins Herz.
Und die Not direkt zu lesen und zu sehen, ist etwas, glaube ich, was noch fehlt.
Es sind zu wenig Leute, die sich aktiv beteiligen und meine Mails stoßen schon vielen auf, mit meiner Bitte um Beteiligung da ich das Thema elementar und wichtig finde.
Mal gucken, vielleicht spreche ich Sabine Schmuck / Geburtshaus Ingolstadt an, wo auch meine Schwester tätig war. Sabine Schmuck hatte ja auch vor dem Bundestag gesprochen und diese desinteressierten Gesichter und das Verhalten der Politiker war einfach nur unglaublich.
Mein Mann sagte, das ist normal.
Einfach nur sch…
Mir gingen diese Bitten/Anfragen der Frauen an Jana sehr unter die Haut. Sehr.
Einen lieben Gruß,
Sara
Liebe Sara, danke für dein Engagement! Ich habe das Gefühl jeden Tag geht irgendwas zu dem Thema durchs Netz und doch, tut sich einfach nichts. Es ist schon zum Verzweifeln.
Ich war übrigens bei der Anhörung von Sabine im Bundestag und fand die noch ganz zivil. Du mußt dir mal die zweite Anhörung ansehen. Da bekommst du Gänsehaut. Was da so alles impliziert wurde.
Es muss einfach eine Lösung geben! Aber ich glaube es ist nun schon etwas zu spät für eine “Alles wird gut Lösung”.
LG
Jana
Ja, bitte, sendet die Anfragen alle weiter an Herr Gröhe und sein Gesundheitsministerium, an den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, an Frau Schwesig, damit das Kinder- und Familienministerium(!) aus dem Knick kommt und die Deutsche Krankenhausgesellschaft – für viele frischen Eltern ist das Krankenhaus bald vielleicht die einzige Anlaufstelle, da können die drauf vorbereitet werden.
Wie früher die wäschekörbeweise Post ankam, muss heute deren E-Mailserver rauchend zusammenbrechen. Sonst ändert sich nichts, wer 10 Petitionen an sich vorbei gehen lässt, ignoriert auch die 11. und die 111.!
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/kontakt.html
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/servicetelefon-kontakt.html
https://www.gkv-spitzenverband.de/kontakt/kontakt
http://www.dkgev.de/dkg.php/cat/143
Ich könnte heulen…. Ich weiß nicht, was ich ohne meine (Beleg-)hebamme gemacht hätte. Mein Sohn wäre mit Sicherheit nach 16 Stunden Wehen und ungünstiger Lage per Kaiserschnitt geholt worden. Und dank der anfänglichen Stillprobleme (viel, viel zuviel Milch, extrem wunde Brustwarzen,…) hätte ich bestimmt bald abgestillt.
Dank meiner tollen Hebamme habe ich eine schöne
Geburt gehabt und stille meinen Sohn immer noch (13 Monate).
Und jetzt habe ich Angst. Ich möchte weitere Kinder,grtgerne auch mehr als eins. Aber ohne 1:1 Geburtsbegleitung (was noch das kleinere Übel ist…), ohne Vorsorgen, wo man wirklich in Ruhe alles besprechen kann und ganz besonders ohne Wochenbettbetreuung? Soll ich mit schmerzender Dammnaht, schreiendem Kind und auslaufenden Brüsten Auto fahren, stundenlang im Wartezimmer sitzen und dann von einem Arzt Hilfe bekommen? Keine Ahnung, wo das hinführen soll. Und keine Ahnung, ob mein Sohn noch Geschwister bekommt… Wahrscheinlich nur, wenn wir es uns privat leisten können, eine Hebamme (falls es hier auf dem Land noch welche gibt) zu bezahlen.
Traurige Grüße,
Mareike
Du stellst genau die richtigen Fragen. Ich hoffe hier lesen auch ein paar “Entscheider” mit.
Liebe Grüße
Jana
Zwar bin ich keine Hebamme (sondern Still- und Laktationsberaterin und Kinderkrankenschwester) dennoch betrifft mich die aktuelle Situation direkt.
Zum einen als Stillberaterin:
Ehrlichgesagt macht mir das Arbeiten mehr Spaß, wenn man in einem gut vernetzten interdisziplinären Team für die Frauen da sein kann. Zwar ist es schön wenn ich Müttern helfen kann, eine entspannte Stillbeziehung mit ihrem Baby aufzubauen. Aber es lässt einem ganz anders werden, wenn man die Umstände hört unter denen die Mütter zu mir in die Stillsprechstunde kommen: Wenn die Mutter mit dem 2-3 Wochen alten Neugeborenen mehrmals über eine halbe Stunde (ein Weg!) im Auto zu mir in die Sprechstunde kommt, damit sie es schafft, dass ihr Baby zum ersten Mal überhaupt an die Brust geht, weil sie in ihrem Heimatort trotz intensiver Suche NIEMANDEN gefunden hat, der ihr Stillberatung gibt,……dann freue ich mich zwar, dass ich ihr helfen konnte, aber es ist trotzdem etwas falsch, dass die Frau solche Umstände auf sich nehmen muss! (Mal abgesehen davon, dass manche die Möglichkeit und auch das Geld gar nicht hätten)
Zum anderen leite ich die Elternschule einer großen Geburtsklinik:
Und auch im Rahmen dieses Teils meiner Arbeit bin ich täglich frustriert. Täglich muss auch ich Frauen sagen, dass sie sich leider zu spät melden, um noch einen freien Platz in einem Geburtsvorbereitungskurs zu bekommen. Und das trotz vieler Zusatz-Wochenendkurse die wir anbieten. Wir tun unser Bestes, aber die Nachfrage ist einfach so riesig.
Zusätzlich dazu: Kursleiterinnen für Geburtsvorbereitungskurse finden? Ein Alptraum….
Nein, so kann es nicht weitergehen.
!
es ist so traurig… denn dadurch geht Deutschland wirklich zu Grunde. . Ohne Nicole von Heviana hätte ich echt in jeder Situation alt ausgesehen ; ( und auch Monate später bei Beikostfragen stand sie immer zur Verfügung.. Warum machen die das? Warum hört man jeden Tag etwas über die PKW Maut im Radio und nicht über das Elend was mit werdenden Müttern und diesem tollen Beruf passiert..
Ich überlege mir wirklich noch eins zu bekommen, und das wo ich schon etwas damit umzugehen weiß. .. Was ist mit den jungen bzw Erstlingsmamas in unserem Land ; (((((
Gebt nicht auf!!! Bitte nicht!!
Nein, sicher nicht!
Liebe Jana,
ich musste weinen als ich den Artikel gelesen habe. Ich wollte für meine bevorstehende Geburt auch gerne eine Beleghebamme haben. Alle waren ausgebucht und meine kleine Welt löste sich im Nichts auf. Ich war tief traurig und brauchte einige Tage, um mich damit abzufinden. Dann machte ich mich auf die Suche nach einer Vor- und Nachsorgehebamme. Auch das war nicht gerade einfach. Viele waren “ausgebucht” oder hatten zu der Zeit Urlaub (es wird ein Sommerkind). Nach vielen vielen Telefonaten habe ich dann endlich eine Hebamme gefunden, die mich gerade noch so aufgenommen hat. Ich bin so unendlich froh darüber.
Die Petition habe ich unterzeichnet und auch auf Facebook geteilt. Leider haben lediglich 6 meiner gefühlt 150 Freunde diese Petition auch unterschrieben. Ich weiß nicht, ob es die Leute nicht interessiert oder nicht erreicht oder ob sie sich der Problematik nicht bewusst sind… Was soll man denn jetzt noch machen? Vielleicht mal mit einer Horde weinender Babys in den Bundestag gehen?
Liebe Grüße
Manja
Liebe Manja, ja es sind immer noch zu wenige, obwohl ich das Gefühl habe, dass schon irre viele Menschen für das Thema sensibilisiert sind. Ich weiß auch nicht…
LG
Jana
Man muss es klar sehen: die meisten Politiker/innen sind entweder kinderlos oder haben schon große Kinder oder sind eben Männer. D. h. in deren Lebenswelt kommt eine Hebamme i. d. Regel nicht vor. Damit = Gedönsthema = aus den Augen, aus dem Sinn.
Die Leute haben einen wahnsinnig vollgepackten Terminkalender und eine Themenliste von hier nach da. Mit dem Auto sind sie unterwegs; mit dem Euro zahlen sie. Automaut und Grexit stehen ihnen als Themen also irgendwo persönlich näher. Aber Geburten und Hebammen fallen bei den Meisten aus dem persönlichen Erfahrungsraum.
Das ist besonders auch deshalb traurig, weil dadurch alle Betroffenen furchtbar laut und lange schreien lassen, bis ihr Anliegen auf der politischen Agenda auftraucht – und weder Hebammen noch junge Mütter haben i.d. Regel viel Freizeit für politisches Engagement.
Trotzdem dranbleiben.
NB: Beleghebammen waren eine quasi ausgestorbene Spezies bei uns; Nachsorgehebamme hab ich 8 Wochen lang wie verrückt gesucht, alle ausgebucht, gnadenhalber hat mich dann noch eine genommen, weil ich in ihrer Nachbarschaft wohne – aber für sie bin ich im Prinzip ein Belastungsfaktor mehr in einem völlig überlasteten System. Sie wird sicher das Allerbeste für mich tun, was sie kann – Hebammen haben, soweit ich das sehen kann, ein enormes Arbeitsethos – aber ich würde mir wünschen, dass es genug Hebammen gibt, so dass sie nicht permanent am Anschlag arbeiten müssen!
Danke Dir, Jana, noch mal für Dein Engagement und auch die Zeit, die Du hier in Dein Blog steckst! Ich hoffe sehr, dass hier immer wieder mal Politiker die Nase reinstecken.
Danke! Hoffe ich auch, glaub ich aber nicht.
Man kann wirklich nur den Kopf schütteln. In was für einem Land leben wir denn eigentlich?
Die Geburten unserer Kinder gehören zu den wichtigsten Situationen im Leben von uns Frauen, in denen wir außerdem am verletzlichsten sind und die beste Betreuung bzw. den besten Schutz bräuchten. Aber scheinbar geht das kapitalistische Profitdenken so weit, dass selbst darauf keine Rücksicht mehr genommen werden kann. Schutzbedürftige fallen einfach hinten runter.
Die Verantwortlichen, die etwas ändern könnten, denken sicher, geboren werden die Kinder so oder so… egal ob industriell, traumatisiert oder wie auch immer. Da kommen einem wirklich die Tränen. Und dann beklagen sich die Politiker, dass Deutschland ausstirbt und es immer weniger Kinder gibt, die die Renten erwirtschaften sollen. Ein Land, in dem Schwangere, Gebärende, junge Mütter und Hebammen, die sie liebevoll begleiten, so entwürdigt werden, kann doch nur aussterben.
Aber lasst uns trotzdem weiter kämpfen!
Ich glaube es nicht. Hat Herr Gröhe wirklich das Gefühl alles getan zu haben? Wahrscheinlich ist er auch noch stolz auf das, was er erreicht hat: NICHTS.
Wenn ich schon lese, das ein KKH Aufenthalt indiziert ist, wenn der ET um 10 Tage überschritten ist.
Daran sieht man doch, wie dringend wir Hebammen brauchen. Schließlich ist die Geburt das wichtigste Ereignis im Leben!!
Man darf gespannt sein ob das ein gutes Ende nimmt!
Liebe Grüße
Suse
Dieser Artikel zur Hebammen Suche konnte mich ein wenig beruhigen, da ich dachte ich wäre die einzeigte die viele Absagen bekommt. Gut zu wissen, dass Außerklinische Hebammenhilfe billiger ist. Ich werde mit gleich auf eine Hebamme mit Kassenvertrag machen.