Geburtsschmerz – wozu eigentlich?

Unter Schmerzen sollst du gebären!? Ich denke den Geburtsschmerz verdanken wir nicht etwa Evas Neugierde, sondern eher unserem aufrechten Gang. Der führte dazu, dass der Beckenausgang enger, bzw. der Beckenboden straffer sein musste, als bei Säugetieren, die auf allen Vieren laufen. Dadurch ist der Weg unserer Menschenbabys durch das Becken anstrengend und für die Mütter fast immer sehr schmerzhaft.

Oxitocin, natürliches Schmerzmittel

Die gute Nachricht ist, die Natur hat uns netterweise hormonelle Hilfe zur Bewältigung der Schmerzen zur Verfügung gestellt. Und das funktioniert so: Wenn es los geht wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches die Wehen auslöst. Oxytocin ist aber gleichzeitig ein „Glückshormon“ das auch auch beim Sex ausgeschüttet wird. Es macht also sowohl Wehen, hilft aber auch gleichzeitig sie gut zu überstehen. Jetzt darf man sich natürlich nicht vorstellen, dass man „high“ durch die Geburt kommt. Das gibt es auch, ist aber eher selten.

Schwimmen, statt Strampeln

Behilflich kann dir auch eine positive Grundeinstellung sein: Frauen, die die Wehen „Willkommen heißen“, anstatt sich gegen sie zu wehren und die Wehenpausen zur Entspannung nutzen, also quasi „mit den Wellen schwimmen“, verkraften Wehen auch besser. Warum? Weil bei Entspannung keine Stresshormone ausgeschüttet werden, die die Glückshormone wieder hemmen!
Aber warum nun eigentlich überhaupt der Geburtsschmerz? Es erscheint auf den ersten Blick paradox, dass ein natürlicher Vorgang schmerzhaft ist. Verstehen wir Schmerz doch sonst immer als Warnsignal des Körpers. Erst bei längerer Betrachtung macht es Sinn: Wir werden verletzlich und bringen ein absolut wehrloses Wesen zur Welt. Daher ziehen wir uns in eine Umgebung zurück, in der wir uns geborgen fühlen, mit Menschen an unserer Seite, die uns beistehen und helfen. Wir probieren verschiedene Positionen aus um den Schmerz zu lindern. Wir „kommen nieder“. All das hilft, den Geburtsvorgang voranzubringen. Aus diesem Grund ist die Wahl des Geburtsortes auch nicht unerheblich. Es sollte ein Ort sein, an dem du dich wohl fühlst und wo du du selbst sein kannst. Ob das dein zu Hause, das Geburtshaus, oder die Klinik ist, das musst du selbst heraus finden.

Der Lohn der Mühen

Nach überstandener Geburt erfolgt die reiche Belohnung. Du schließt dein Kind in die Arme und gleichzeitig wird dein Körper mit Endorphinen geflutet. Fast alle Frauen, die ungestört gebären durften, berichten von diesem unglaublichen Glücksgefühl, das mit nichts vergleichbar ist. Viele Frauen gehen gestärkt aus dem Geburtserlebnis hervor. Sie haben eine körperliche Höchstleistung vollbracht – so müssen sich Olympiasieger fühlen.
Ja, Wehen sind leider schmerzhaft, aber sie gehören dazu. Als Hebamme, sowie aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen: Es lohnt, sich darauf einzulassen.

Ich kann euch nur empfehlen, euch mit dem Thema Geburtsschmerz im Rahmen eines Geburtsvorbereitungskurses zu beschäftigen. Das nimmt viele Ängste, die übrigens ganz normal sind, und ihr könnt Strategien kennenlernen, die euch helfen werden, besser mit den Wehen klar zu kommen.

 

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

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