Geburtsbericht: Eine ungeplante Hausgeburt
Wie kommt man eigentlich zu einem durchweg positiven Geburtserlebnis? Das fragen sich sehr viele Frauen.
Zu zeigen, dass Geburten nicht per se schrecklich sind, war und ist für mich noch heute mit ein Grund diesen Blog zu schreiben. Geburten können großartige Erlebnisse sein, aus denen Frauen sogar selbstbewusster und gestärkt hervorgehen. Und ich bin davon überzeugt, dass schöne Geburtsgeschichten zum Nachahmen anregen. Bei uns im Kreißsaal ist jedenfalls ständig eine Hebamme oder Ärztin schwanger.
Schöne Geburtsberichte können also bewirken, dass man das Abenteuer Geburt plötzlich nicht mehr nur als unausweichlich näher kommendes Grauen, sondern als positive Herausforderung verstehen kann: „Das hört sich toll an, so will ich das auch haben!“ Deshalb freue ich mich sehr, dass mir so viele Frauen ihre schönen Geburtsberichte zukommen lassen.*
So wie Maria, die mir schrieb : „Hallo Jana, ich stöbere oft und gerne auf deiner Seite herum und wollte fragen, ob du meinen Geburtsbericht auch haben magst? Eine ganz unkomplizierte, ungeplante, interventionslose Hausgeburt, vielleicht eine Mutmachgeschichte?“
Maria konnte für sich sehr gut verorten, warum sie ein so positives Erlebnis hatte: „Ich glaube, dass mein positives Erlebnis daher kam, dass ich auf mein Bauchgefühl vertraut, und mir mein Vertrauen nicht kaputtreden lassen habe. Das ist auch das, was sich hoffentlich eine werdende Mutter mitnimmt, die unsere Geschichte liest.“ Das hoffe ich natürlich auch! Hier kommt Marias Geburtsbericht, wie immer mit meinen Kommentaren in lila:
(*Wer hier liest weiß aber auch, dass ich natürlich auch die weniger rosigen oder gar dramatischen Geburtsverlerläufe bespreche.)
Eingeschlichen…
Schwanger, oh nein!! Drittes Kind, ungeplant, wir wollten vielleicht irgendwann später noch eins bekommen, aber es hat sich einfach eingeschlichen, vorgedrängelt. Mein Großer ist fast sechs, mein Kleiner zwei Jahre alt, unsere Wohnsituation – baufällige Hütte mit Ofenheizung in riesigem verwildertem Garten – ist für ein Baby ganz und gar nicht ideal, überhaupt ist gerade Winter, ich sitze in meinem alljährlichen dunklen Loch und will erstmal überhaupt nicht wahrhaben, dass ich tatsächlich wieder schwanger bin.
…und doch willkommen
Aber dann kommt der Frühling, es beginnt was zu zappeln im Bauch, im Garten grünt und blüht alles, die Sonne scheint und mir geht es prima. Ich habe in den letzten Monaten, eher zufällig, viel über Hausgeburten und Selbstbestimmung während Schwangerschaft und Geburt gelesen, und zwei meiner Freundinnen hatten ungeplanterweise Alleingeburten zu Hause erlebt – es ging in beiden Fällen so schnell, dass die Hebamme es einfach nicht rechtzeitig geschafft hat, und beide waren total zufrieden damit. Im Stillen wünsche ich mir, dass es bei uns auch so kommt. Obwohl meine beiden Jungs in Krankenhäusern geboren wurden und die Geburten nicht weiter traumatisch oder schlimm waren, finde ich den Gedanken doch schön, dass es auch ursprünglicher geht, und bin sowieso der Meinung, dass Geburt ein ganz natürlicher Vorgang ist und nichts mit Kranksein zu tun hat.
Lektüre
Ich kaufe mir, weil ich von ihrem Stillbuch „The Food of Love“ so begeistert war, das neue Buch von Kate Evans übers Schwangerwerden, Schwangersein und Kinderkriegen, „BUMP. How to make, grow and birth a baby“. Absolute Empfehlung an dieser Stelle, man muss aber Englisch können. Auch hier geht es ganz viel um Selbstbestimmung und die Erkenntnis, dass viele Eingriffe unnötig sind und nur stattfinden, weil den Frauen Angst eingeredet wird, weil wir unser Selbstvertrauen in unseren Körper verloren haben, weil wir aus Verunsicherung Sachen mit uns machen lassen statt einfach das passieren zu lassen, wofür wir geschaffen sind. Ich rufe beim Lesen ständig laut „Genau!“.
Wer nicht so gut Englisch kann, dem empfehle ich : „Die selbstbestimmte Geburt“ von Ina May Gaskin. (Gibt’s auch hier im Shop!)
Risikoschwanger
Weil ich eine potentiell lebensgefährliche Blutgerinnungsstörung geerbt habe, sagt mir meine Frauenärztin von vornherein, dass nur eine Entbindung im Krankenhaus in Frage kommt, stuft mich als Risikoschwangerschaft ein und macht aller paar Wochen eine Ultraschalluntersuchung. Damit gebe ich mich zufrieden, war ja bei den Jungs auch so, und all die schönen Hausgeburtsgeschichten lese ich zwar gerne, aber es sind eben schöne Geschichten, nichts was ich für mich so planen würde.
Zu- oder Glücksfälle
Aber dann passieren zwei Dinge: Erstens stelle ich auf der Suche nach einer Hebamme für die Nachbetreuung fest, dass eine im Nachbarhaus wohnt. Wir treffen uns und reden. Sie leitet ein Geburtshaus, ist total entspannt, findet unser wildes Hippieleben im Garten sympatisch statt verdächtig und: Sie hatte schon oft Frauen mit meiner Blutgerinnungsstörung – das sei überhaupt kein Problem. Hä? Was hat mir meine Ärztin da erzählt?
Hierzu kann, bzw. möchte ich besser nichts sagen, da ich nicht genau weiß, um welche Störung es sich handelt. Ihr wisst ja – Ferndiagnose und so… Oft ist es aber gut, sich eine zweite oder gar dritte Meinung einzuholen. Dann kann man entsprechende Entscheidungen kompetenter treffen.
Bangemachen gilt nicht
Zweitens passiert es gleich mehrmals, dass mir Ärzte auf den Schlips treten, indem sie unsensible Dinge sagen. Sicherlich unbewusst und ohne böse Absicht, aber es passiert, und es regt mich auf. So legt mir meine Frauenärztin als sicherste Verhütungsmethode, und aufgrund meiner familiären Vorgeschichte, eine Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) nahe.
Moment, das verstehe ich jetzt nicht. Selbst wenn die Schwangerschaft nicht geplant war, ist das Verhütungsmittelgespräch doch eher was für’s Wochenbett.
Muss man einer Hochschwangeren die operative Entfernung ihrer Gebärmutter vorschlagen? Kann man dieses Gespräch nicht vielleicht ein paar Monate nach der Geburt führen? Ich brauch meine Gebärmutter momentan gerade und hänge ziemlich an ihr.
Bei der Voruntersuchung im Krankenhaus wird das Baby rundum vermessen und berechnet, und ist sechs Wochen vor Termin schon über 3 kg schwer. „Passen Sie auf, dass es nicht in dem Tempo weiterwächst, sonst müssen Sie am Ende so einen Brocken von 4 kg gebären, und bei Ihrer schmalen Statur …“
Na großartig! Wie will ich denn das Wachstum des Babys im Bauch stoppen? Bei Gestationsdiabetes muss man Diät halten, bei Adipositas sollte man versuchen das Gewicht im Zaum zu halten. Aber ansonsten wächst das Baby so, wie es genetisch vorgesehen ist. Und wenn es am Ende 4 kg wiegt, dann wiegt es eben 4 kg. Viele Babys tun das.
Na danke, so kann man einer Frau auch den Glauben an sich selber nehmen. Ich hör mal besser auf zu essen, sonst wird mein Baby zu groß und ich schaffe die Geburt nicht. Wieder meine Ärztin: „Sie gehen mir keinen Tag über den Termin, wir leiten Sie am Termin ein, ihr Baby ist ja jetzt schon groß genug.“ Wo ich doch gerade soweit bin, mir über das genaue Datum nicht den Kopf zu zerbrechen, sondern das Baby einfach kommen zu lassen, wann es will…
Ich finde auch, das sollte man nicht schon im Vorfeld stressen. Wenn es soweit ist, kann man sehen, was man mit dieser Information macht.
Ich bin dann mal im Garten
Auf Ärzte bin ich also vorerst schlecht zu sprechen, und wir haben in Haus und Garten so viel zu tun, dazu ist so wunderbares Frühsommerwetter, dass ich mir nicht weiter über Baby und Geburt den Kopf zerbreche, sondern fröhlich vor mich hinwerkele und mit Eimerchen und Sandkastenschaufeln durch meinen wunderbaren Garten watschele, denn normal großes Werkzeug kann ich dank Murmelbauch nicht mehr handhaben. Ich strotze vor Energie und Tatendrang, solang ich mich alle paar Minuten hinsetzen und ausruhen kann, und bin jeden Abend bis 22 Uhr im Garten unterwegs, bis es zu dunkel wird.
Bewegung in der Schwangerschaft ist super! Ich bin ein großer Fan von Sport, Spaziergängen und auch Gartenarbeit, solange sich die Schwangere damit wohlfühlt. Eine fitte Schwangere wird auch die Anstrengung der Geburt besser verpacken, als eine Schwangere, die die letzten Wochen auf der Couch verbracht hat. Nichts gegen die Couch! Sich auszuruhen ist, gerade im dritten Triminon, auch sehr wichtig. Aber Ruhen und Bewegung sollte, so lange es geht, in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Einen Artikel über Sport in der Schwangerschaft findest Du hier.
Einleitung per Gedankenkraft?
Fünf Tage vor Termin, als ich abends meine Tomaten gepflanzt und meine Werkzeuge aufgeräumt habe, geht mir durch den Kopf, wie wunderbar schön alles im Moment ist. Ich fühle mich rundum glücklich, mit mir, meiner Familie, in diesem Garten, dem ich beim Wachsen zuschauen darf und der uns mit so vielen guten Dingen versorgt. Ja, alles ist so, wie es sein soll, ich bin angekommen. Und dann denk ich noch: „Na, wenn das Baby diesen Gedanken jetzt gehört hat, macht es sich heut nacht auf den Weg. Wenn hier draußen alles so wunderbar ist, will es bestimmt auch rauskommen, sich das selber anschauen.“
♥
Die Turnbeutel-Visualisierung
Morgens um drei wache ich mit einem leichten Ziehen im Bauch auf. Aha, Baby hat mich also wirklich gehört. Es zieht noch ein paar Mal, bis ich mir ganz sicher bin, das sind tatsächlich Wehen. Ich bleibe liegen und höre in mich hinein, versuche nochmal einzuschlafen, aber nein, das geht nicht. Einmal gehe ich zur Toilette und werde unterwegs von einer Wehe geradezu überfallen, stehe zitternd im Flur und halte mich am Schrank fest und fühle mich elend. Dann schnell, nein, vorsichtig, zurück ins warme Bett gekrochen, wo ich viel bequemer vor mich hinwehen kann. Ich schaukle meinen Bauch, atme dazu und gebe mir Mühe, jede Wehe ganz bewusst zu erleben, und dabei nicht an Schmerz zu denken, sondern daran, dass mein Muttermund sich waaaaaaait öffnen muss, um das Baby durchzulassen. Es gibt da diese schönen Bilder von sich öffnenden Blumen, die den Prozess veranschaulichen sollen. Die versuche ich meinem inneren Auge vorzuhalten, aber es will nicht. Stattdessen sehe ich immer nur meinen uralten schlabberigen Turnbeutel aus Grundschulzeiten vor mir, lila mit Tunnelzug. An den hab ich seit Jahrzehnten nicht mehr gedacht, aber dieser Tunnelzug war sehr eng, und man musste den Beutel immer ganz umständlich aufpfriemeln und die Öffnung nach und nach weiter machen. Genauso, wie meine Gebärmutter das gerade macht. Toll, wie romantisch, eine Turnbeutelgeburt, denk ich mir und kichere ein bisschen.
Tatsächlich helfen diese Blumen-Visualisierungen vielen Frauen bei der Geburt. Aber vielleicht sollte ich beim nächsten Geburtsvorbereitungskurs mal den Turnbeutel ins Spiel bringen…
Kopfkino
Ich liege immer noch im Bett – draußen wird es langsam hell. Noch so ein glorreicher Sommermorgen, und neben mir liegen mein Mann und die Jungs. Alle schlafen tief und fest und ahnen nichts, und in mir reift die verrückte Idee, dass ich jetzt einfach so lange alleine weitermache, bis es zu spät ist, ins Krankenhaus zu fahren. Vielleicht, vielleicht geht es ja schnell genug, dass ich meinen Mann dann für die Presswehen wecken kann. Oder so. Jedenfalls ist es die totale Horrorvorstellung für mich, jetzt aufstehen zu müssen. Die eine Wehe auf dem Weg zur Toilette war schlimm genug. Jetzt Kinder wecken, Rumgewusel bis alle angezogen sind, zur Babysitterfreundin fahren, weiter zum Krankenhaus, im Auto immer wieder Wehen, unbequem im Sitzen, dann im Krankenhaus rumwarten bis wir aufgenommen werden, bis ein Zimmer frei ist, bis der Papierkram unterschrieben ist … nee. Hier im Bett ist es warm und freundlich und gemütlich und fühlt sich einfach richtig an, also bleib ich hier.
Das kann ich so gut verstehen und auch dafür liebe ich Hausgeburten. Das eigene Heim ist einfach der Ort an dem man sich am gebogensten fühlt. Wenn man der Typ dafür ist. Gilt halt nicht für alle Menschen.
Nicht ein einziges Mal kommt der Gedanke in mir auf, was denn wird, wenn ich Schmerzmittel brauchen sollte.
Das ist gut. Und es bedeutet ja, dass Du Dich gut auf die Wehen einstellen konntest und Dich nicht von ihnen überrollt gefühlt hast.
Schatz übrigens…
Irgendwann wecke ich meinen Mann. „Du, wir kriegen ein Kind. Jetzt. Ich bleib aber hier. Ich fahr nicht ins Krankenhaus.“ Ungläubige Blicke. Wir haben das ja weder geplant noch besprochen, und er hält das für überhaupt keine gute Idee. Wir einigen uns darauf, dass wir eine professionelle Meinung einholen, um danach zu entscheiden. Kurz darauf steht Melissa, die Hebammennachbarin, im Zimmer.
Was für ein Glück, dass es so einfach war!
Grünes Licht
„Ach das sieht doch schon gut aus.“ sagt sie, und beobachtet, wie ich alle paar Augenblicke eine Wehe wegschaukele und dazu summe. Es gibt Milchkaffee im Familienbett, die Jungs schlafen immer noch, und Melissa tastet meinen Bauch ab. Alles prima, Baby ist schon gut unterwegs, und sie hat überhaupt keine Einwände gegen eine spontane Hausgeburt. Hätte sie den geringsten Zweifel geäußert, wäre ich widerspruchslos ins Krankenhaus gefahren. Aber sie ist so ruhig und gelassen, und findet es so normal, dass ich hierbleiben will, dass ihre Ausstrahlung auch meinen Mann überzeugt. Er weiß ja, dass sie sowas jeden Tag macht und die Situation besser einschätzen kann als er, der erst zum dritten Mal eine Geburt erlebt.
Es ist sehr viel Wert, so eine Entscheidung gemeinsam für gut zu befinden und zu tragen.
Aber doch nicht vor den Kindern!
Inzwischen haben wir unsere Babysitterfreundin angerufen, und erst als sie da ist wecken wir die Jungs, die noch immer friedlich schlummern und sich von meinem lauter werdenden Wehengetöne gar nicht stören lassen. Melissa erklärt ihr, dass sie die Jungs ruhig zu mir lassen soll, falls sie mich schreien hören und sich Sorgen machen – Kinder können es besser verarbeiten, wenn sie sehen was los ist, als wenn sie erschrocken rätseln müssen was Mama da macht. Kinder und Freundin gehen erstmal nach unten in die Küche, frühstücken. Wie von Melissa vorhergesagt, werden die Wehen sofort stärker. Ich kann loslassen, als die Jungs aus dem Raum sind.
Die Idee, die Kinder zwar im Haus zu lassen, aber eine Betreuerin für sie zu haben, finde ich ziemlich ideal. So kann die Gebärende sich fallen lassen und muss sich nicht, der Kinder wegen, zusammen reißen. Andererseits werden die Kinder nicht weg geschickt und haben so die Möglichkeit das Geschwisterchen sobald wie möglich willkommen zu heißen. (Meine Tochter war ebenfalls sechs, als ihr Bruder geboren wurde, und sie nimmt es mir immer noch übel, dass sie bei ihrer Tante schlafen musste. Das würde ich heute anders machen.) Macht euch rechtzeitig Gedanken über das Thema und besprecht es ggf. mit euren Kindern. Und macht es dann so, wie es für euch passt.
Echte Geburtshilfe
Jetzt warten wir aber noch auf Hanna, Melissas Kollegin, denn Melissa selbst nimmt diesen Monat eine berufliche Auszeit, und ihr Versicherungsschutz auch. Sie macht mir warme Füße (kalte Füße machen mich regelrecht unglücklich und miesepetrig) und massiert mein unteres Rückenende, wackelt quasi das Baby in den Geburtskanal hinein.
„Kalte Füße = Wehenbremse“ ist eine – unter Hebammen – bekannte Gleichung. Und eine Kreuzbeinmassage tut auch fast jeder Gebärenden gut. Das kann ich nur empfehlen, auch als Aufgabe für den Partner! Da muss ich gleich mal für mein Lieblings-Kreuzbein-Massage-Öl Werbung machen. Das ist soooo gut! 😉
Die Wehen kommen jetzt schon unmittelbar hintereinander, mit ganz kurzen Atempausen, die ich nutze, um verschiedene Positionen auszuprobieren. Schließlich knie ich, mein Mann sitzt, an die Wand gelehnt, und ich lege Kopf und Arme auf seinen angezogenen Knien ab.
„Wutpressen“
Hanna kommt! Ich sage noch: „Baby, Hanna ist jetzt da, du kannst kommen.“ Und da ist auch schon die erste Presswehe, und dann kommen noch zwei oder drei, bis mir einfällt, dass ja meine Fruchtblase noch gar nicht geplatzt ist. Die wurde bei meinen vorherigen Geburten eröffnet, deswegen weiß ich jetzt gar nicht woran ich bin. Muss die nicht erst noch weg?
Meistens platzt die Fruchtblase unter Wehen von allein. Aber es werden auch manchmal Babys mit Fruchtblase (in der Glückshaube) geboren. Die Fruchtblase künstlich zu eröffnen ist eigentlich gar nicht nötig.
Bei dem Gedanken, dass ich jetzt hier vielleicht noch stundenlang rumpresse, und kein Ende abzusehen ist, solange die Fruchtblase noch intakt ist, werde ich stinkesauer. So sauer, dass eine gewaltige Wut in mir hochsteigt und ich schreie: „Ich will nicht mehr!!“ und dann schreie ich noch wortlos weiter, weil mich noch eine Presswehe überrollt, und da… „Da kommt mein Baby!“ Ich spüre ganz genau, wie es sich herausschiebt, dieses Brennen und Dehnen, das man eigentlich gar nicht aushalten kann, das aber der schönste Schmerz der Welt ist, weil man weiß, jetzt ist es geschafft, und gleich-gleich-gleich ist mein Baby bei mir. Und ich greife nach unten und es glitscht in meine Hände, ich hole es nach vorne UND ES IST EIN MÄDCHEN!! Ein Mädchen! Ein Mädchen das schreit, und ich lache und rufe immer wieder: „Ein Mädchen!“ und es trappelt auf der Treppe und da sind auch schon die großen Brüder und gucken ganz ungläubig. Es ist viertel nach Acht.
Oh wie Wunderschön…!
Dann sitzen wir zu acht im Bett. Wie gut, dass wir ein großes Bett haben – Mama, Papa, Baby, zwei Brüder, zwei Hebammen und unsere Babysitterfreundin, die ganz sprachlos ist, denn so ein ganz frischgeborenes, nacktes Baby samt Blut und Käseschmiere sieht man ja nicht alle Tage, wenn man babysittet. Zum Glück hat sie starke Nerven, denn hoppla! kommt auch schon die Nachgeburt, vor Publikum, aber ich schwebe irgendwo ganz oben und mache mir gar nichts daraus.
Home sweet home
Papa schneidet die Nabelschnur durch, und jetzt nimmt mir KEINER mein Baby weg zum Messen/Wiegen/Waschen… Es bleibt nackt an mich gekuschelt und guckt mit großen Augen in diese neue helle Welt und schaut schon mal, wo es denn hier was zu essen gibt. Ich muss NICHT schnell raus aus dem Kreißsaal, weil sich draußen auf dem Gang schon die nächste Frau mit Wehen krümmt. Ich bleibe in meinem warmen Bett. Melissa und Hanna haben mir so geschickt was untergelegt, dass alles sauber geblieben ist. Die Fruchtblase ist beim Durchtritt geplatzt und alles kam in einem Schwall heraus, den sie gekonnt aufgefangen haben. Ich werde NICHT durch Krankenhausgänge gerollt und in ein Zimmer mit einer Fremden und ihrem Baby gestellt. Ich bleibe einfach liegen, und ich bekomme auch KEIN ekliges Krankenhausessen („Vegetarisch gabs heut nich, wollnse Hühnchen?“ Zitat Virchowklinikum Berlin 2011), sondern mich fragt mein Mann, was ich denn frühstücken möchte, und dann macht er mir ein fabelhaftes Rührei mit Petersilie aus meinem Garten.
Bauchgefühle
Während der letzten paar Stunden bin ich nicht ein einziges Mal untersucht worden, vom Bauchabtasten mal abgesehen. Mein Muttermund hat sich geöffnet, aber wann genau und um wieviele Zentimeter war ganz egal. Niemand hat mit einer Stoppuhr meine Wehenabstände gemessen oder mich an ein piepsendes CTG mit eklig kalten Gummiriemen angeschlossen, um den Prozess in Zahlen und Kurven festzuhalten. Es ging alles von alleine und genauso, wie es gehen soll. Aufzustehen und ins Krankenhaus zu fahren hätte einen vollkommen normalen, natürlichen Vorgang nur unterbrochen und gestört.
Alles schick bei Mutter und Kind
Hanna untersucht uns noch kurz, eh sie geht. Ich: Keine Geburtsverletzungen. Mein Mädchenbaby: 3,5 kg und 51 cm. Ganz normal. Von wegen ich soll aufpassen, dass mein Baby nicht zu groß wird, pffft!!! Abends kommt Melissa nochmal rüber, und dann jeden Tag eine von beiden, und sie finden jedes Mal ein friedlich schlafendes Baby und eine total glückliche, stolze Mama vor. Ich bin so froh und dankbar, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört habe und so eine interventionsfreie, schöne, natürliche Hausgeburt erleben durfte!
Als die Ärztin sechs Wochen später zur Nachuntersuchung ungläubig den Kopf schüttelt und vorwurfsvoll sagt: „Man kann doch nicht einfach so zu Hause ein Kind kriegen!“ sage ich nur fröhlich: „Doch man kann, sehn’se doch.“ … aber ich glaube, ich such mir eine neue Ärztin.
Liebe Maria, vielen Dank für Deine tolle Mut-mach-Geschichte!
Reingewachsen
Ich finde, man spürt in diesem Geburtsbericht richtig, wie Maria in die Idee von der Hausgeburt hinein gewachsen ist. Erst gab es nur einen flüchtigen Gedanken daran, dann Lektüre und Gespräche mit anderen Frauen. Und mit dem Wachsen des Bauches kam ein neues Selbstbewusstsein, das ihr ermöglichte neue Wege zu denken. Dann die spontane Entscheidung. Nach Gefühl!
Natürlich hat auch das Schicksal eine kleine Rolle dabei gespielt. Denn eine Hausgeburtshebammen-Nachbarin hat natürlich nicht jede Frau. Insofern waren die Begleitumstände ziemlich ideal. Aber auch das kann man sich oft hin organisieren, wenn man denn will…
Habt ihr noch eine Wahl?
Wie kamt ihr zur Entscheidung für euren Geburtsort? Bauchgefühl? Kopfentscheidung? Freundinnen-Empfehlung? Lang geplant oder kurz entschlossen?
Und noch viel wichtiger: Gibt es dort, wo ihr wohnt, überhaupt noch alle Optionen? Habt ihr noch die Wahlfreiheit?
Der Deutsche Hebammenverband hat eine neue Kampagne ausgearbeitet. Dort könnt ihr nachlesen, welche Bereiche der geburtshilflichen Möglichkeiten schon jetzt deutlich in Gefahr sind. Bei Bedarf könnt ihr euch in die „Landkarte der Unterversorgung“ eintragen. Bitte tut das! Denn so können wir der Politik aufzeigen, wie wichtig die Wahlfreiheit für uns (Eltern!) ist und so die Politiker hoffentlich zu etwas mehr (!) Umsetzungswillen bewegen.
Was für eine wunderschöne Geburtsgeschichte!
Passend zu Weihnachten. Danke Euch beiden!
Sooooooo schön, macht mir Pipi in den Augen. Aber werde ich dank KS wohl nie erleben… 🙁
Liebe Juliane, lass mich dich trösten: unsere Große kam 2008 per KS wg BEL und jede Menge Panikmache, die kleine Schwester 2010 im Geburtshaus und der kleine Bruder 2013 zu Hause! Es geht und es ist jeden Versuch wert!
♥ Wow. Da denke ich an meine 2 phantastischen Geburten und bekomme Gänsehaut und überhaupt… gleich Lust auf ein ungeplantes Drittes…♥ Danke für diesen tollen Geburtsbericht!
Oh man, das will ich auch…
Lese mich schon seit einigen Tagen durch das Thema Hausgeburt und/oder Alleingeburt.
Und ich bin angekotzt und genervt von diesen ewigen Orakeleien und Sprüchen. Sowohl von Fachpersonal als auch von Bekannten…
Jaaaaa, ich hatte zweimal einen KS, aufgrund einer Beckenschiefstellung. Die wurde aber behoben. Alles tutti und in Ordnung, komplett beschwerdefrei!
Ich hab zum ersten mal eine Schwangerschaft ohne Bettruhe und schwere Blutungen weil ich rechtzeitig Utrogest brkommen hab (Gelbkörperschwäche).
Ich hab eine Ärztin die extrem gelassen ist und nur nötige US macht und ansonsten sagt “alle vier Wochen reicht, wenn was ist kommen sie halt so vorbei”… statt mich wegen der vorherigen Schwangerschaften mit blutungen und Hämatom verrückt zu machen.
Und nun steht ne Anmeldung im KH an… ich drücke mich. Hab Angst. Weine viel. Und sehe doch keine Alternative.
Mir wurde schon gesagt “Sie dürfen auf keinen Fall übern Termin” OHNE Begründung?! Ihr könnt mich mal (etwas bockig macht mich das!).
Ich ziehe jetzt erst mal in unser Häuschen um und werde dann entspannt die Wehen abwarten… dann wird mir mein Gefühl schon zeigen, wohin ich muß.
Geburtshaus hat mich abgelehnt und Hebammen für Hausgeburt gibts keine mehr hier in der Umgebung.
Anmelden in der Klinik mache ich pro Forma mal, einfach um im Fall der Fälle schon vorher meine Liste der Geburtsplanung abzugeben was ich absolut ablehne und meine absoluten No Gos… (das tat soooo gut das zu formulieren, nachdem ich JAHRE gebraucht hab um mich überhaupt mit der verkorksten ersten Geburt zu befassen, die mich bis heute todtraurig und ängstlich macht).
Mein Mann ist ganz entspannt und wird mitmachen, EGAL wie ich entscheiden werde…
Aber bin hin und hergerissen zwischen Angst und Selbstbestimmung…
Mal sehen…
Liebe GRüße!
Ich freue mich immer noch über meine ungeplante aber doch ersehnte Hausgeburt meines 3. Kindes.
Ich hatte nach dem Platzen der Fruchtblase quasi sofort Presswehen und habe mich geweigert, ins Auto zu steigen. Meine liebe Nachbarin hat sich um mich und meine beiden Großen (damals 9 und 5) gekümmert, mein Mann hing z. T. am Telefon um RTW zu rufen und ich habe mein Kindchen bekommen. Meine Tochter brachte mir Waschlappen, mein Sohn lauschte aus seinem Zimmer und notierte den Geburtszeitpunkt, mein Mann fing das Baby auf. Willkommen, mein lieber, rosiger, lockiger Blondschopf! Die RTW-Leute warteten freundlicherweise noch mit mir auf die Nachgeburt, als sie dann endlich da waren….als sie kam und keine Nachblutung (hat doch noch 1 h gedauert), haben sie mich gegen Unterschrift aber mmit viel Verständnis zuhause gelassen. Dann alle gekuschelt. Es war einfach nur schön! Zwischnzeitlich hatte mein Mann noch versucht, meine Hebamme zu erreichen, aber mitten in der Nacht ging sie nicht ans Telefon, die Nr meiner Gynäkologin hat er so schnell nicht gefunden (ich habe ihre Handynr). Aber alles wunderschön…
WUNDERVOLL!!!
… und sehr oft konnte ich mich wiederfinden…
Meine erste Geburt war eine geplante Geburtshausgeburt, die zu einer ungeplanten Hausgeburt wurde, weil ich mir unter Wehen ABSOLUT nicht mehr vorstellen konnte in ein Auto zu steigen. Sohn 1.0 kam im großen Badezimmer, stehend vor der Wanne zur Welt und noch bevor die Plazenta da war, war ich mir sicher, dass ich das unbedingt nocheinmal erleben möchte. Als ich zum 2. Mal schwanger war, stamd von Anfang an fest: Auch dieses Kind soll zu Hause zur Welt kommen, wenn alles in Ordnung ist. Unserer Hebamme sagte ich schon in der 6 ssw Bescheid, damit sie auch nicht ausgebucht ist im Juni.
Sohn 2.0 flutschte buchstäblich vor der Toilette in meine und die Hände meiner Ma, da er es SEHR eilig hatte und unsere Hebammen es nicht rechtzeitig schaffen konnten. 4 Minuten später waren sie da.
Noch haben die Frauen hier die Möglichkeit zu Hause, im Geburtshaus oder in einer der beiden Kliniken mit Geburtshilfe in nährere Umgebung (Rostock und Güstrow 25-35 Min) zu entbinden und für mich steht fest: Ohne unsere Hebi kommt hier kein 3. Baby!
Toller Geburtsbericht! Ich bin ganz begeistert davon, dass Du Dich so frei für Dich selbst entschieden hast und mir gefällt vor allem auch Dein letzter Satz – die Ärztin zu wechseln ist sicher das beste, was Du machen kannst.
Wenn meine Frauenärztin wieder meint, mich bevormunden zu wollen, werde ich ihr sicherlich auch ein paar Takte erzählen…. aber sie kennt es ja schon von mir, dass ich ihr nicht hörig bin…
Da ich selbst wieder schwanger bin (etwa 9. Woche), hoffe ich natürlich, dass auch mein zweites Kind bei einer wundervollen Hausgeburt auf die Welt kommt und habe mir bereits meine Hebamme vom ersten Kind “gesichert”. So kann ich die Schwangerschaft ganz entspannt genießen und brauche mich eigentlich auf nichts weiter konzentrieren als auf mich und den Bauchzwerg.
Und für mich ist sowieso klar, dass ich auf keinen Fall in eine Klinik gehen werde.
Vielen Dank für diesen Bericht. Mir laufen tatsächlich gerade die Tränen übers Gesicht, weil ich diese Geburt so schön finde. Eigentlich will ich kein drittes Kind, aber vielleicht überlege ich es mir nochmal.
So geht es mir auch liebe Nadine!
Vielen vielen Dank für diesen tollen Geburtsbericht.
Oh wow … da sitz ich nun mitten in der Nacht mit Gänsehaut und Tränen in den Augen … ich liebe Geburtsberichte … und noch mehr jene, die direkt Lust aufs selber gebären machen *love*
Danke, liebe Jana, dass du die Berichte deiner Leser mit uns teilst und so wunderbar kommentierst – das macht mir immer so ein gutes Gefühl 🙂
~Tabea
ganz toller Bericht! Liest sich sehr schön! Leider haben die wenigsten das Glück, eine Hebamme, die auch noch Geburten überwacht, nebenan wohnen zu haben.
Zu deinen Fragen, meine Wahl ist stark eingeschränkt. Zwei Kliniken gibt es in ca 45 km Entfernung. Ein Geburtshaus ebenfalls in 45 km Entfernung. Hebammen, die noch Geburtshaus oder Hausgeburten durchführen so gut wie garnicht mehr. Die die am dichtesten dran wohnt, wohnt 80 ! Km entfernt! Und sie fährt die Strecken. Es gab noch eine weitere, ist aber dieses Jahr weggezogen. Sie war meine Hebamme, hat auch 80 km weit weg gewohnt und hat den weiten Weg auf sich genommen, da ich im Geburtshaus entbinden wollte. Leider hat es nicht sollen sein, da ich aufgrund eines hohen Blasensprungs keine Wehen hatte und zur Einleitung ins Krankenhaus musste.
Im Geburtshaus hätte ich an dem Tag eine 3:1 Betreuung gehabt, zwei Hebammen und eine Auszubildende. Ich finde es toll, dass es immer noch Hebammen gibt, die Wünsche und Wahlfreiheit möglich machen, auch wenn die Umstände schwierig geworden sind.
Ich wünsche mir dass ich bei einem zweiten Kind noch die Wahl jenseits des Krankenhauses habe.
Für eine Hausgeburt ist mir der Weg in die Klinik zu weit.
Liebe Jana,
in fünf Wochen erwarte ich mein erstes Kind, und während der gesamten Schwangerschaft habe ich deinen Blog mit großem Interesse verfolgt. Ich finde es schön, dass du verschiedene Sichtweisen präsentierst und uns Frauen somit Mut machst, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen!
Zu deinen Fragen: ich habe das große Glück, für die Geburt eine Beleghebamme gefunden zu haben, mit der ich in eine Klinik gehen werde. Obwohl wir in Hamburg wohnen war das alles andere als einfach (habe sie in der 6. Woche kontaktiert, als ich noch nicht einmal die Bestätigung vom Frauenarzt hatte, tatsächlich schwanger zu sein 😉 ). Hier gibt es auch noch ein Geburtshaus, und ich habe schon damals überlegt, ob das nicht die bessere Alternative für mich wäre, doch hatte ich am Anfang der Schwangerschaft viel zu viel Respekt vor dem ganzen Mysterium Schwangerschaft und Geburt – da fühlte sich die Entscheidung für die Klinik mit eigener Hebi besser an. Das beste aus beiden Welten gewissermaßen. 🙂
Heute – neun Monate später und am Ende einer wundervollen Schwangerschaft, die mir ein Vertrauen und einen Glauben in die Fähigkeiten meines Körpers vermittelt hat, das ich mir vorher gar nicht hätte vorstellen können, denke ich manchmal, ich hätte mich doch für das Geburtshaus entscheiden sollen, weil es vielleicht eher meinem Wunsch nach einer möglichst interventionsarmen Geburt entsprechen würde. Aber ich habe eine tolle Hebamme und eine Klinik, die sich zumindest auf dem neuesten Stand der Geburtshilfe bewegt, ich sehe der Geburt also trotzdem positiv-entspannt und sogar ein bisschen neugierig entgegen 🙂 und wenn alles gut läuft, werde ich ohnehin ein paar Stunden nach der Geburt nach Hause gehen, also was soll’s! Beim nächsten Kind kann ich dann ja tatsächlich das Geburtshaus ausprobieren. 🙂 Nur eine Hausgeburt käme für mich persönlich nicht in Frage, ich glaube nicht, dass ich loslassen könnte, wenn die Nachbarn rundrum mithören können 😉
Liebe Grüße,
Kathrin
Hier nochmal ich, die Mutter und Verfasserin dieser Geschichte. Ich bin ganz gerührt und freue mich, dass ihr unsere Geburt auch so schön findet.
Immer wieder kommt als Reaktion auch ‘so mutig wär ich auch gern’ aber genau das finde ich nicht – ich hätte mich viel unsicherer gefühlt, und viel mehr Mut gebraucht, wenn wir noch ins Krankenhaus gefahren wären. Zu Hause zu bleiben schien mir in dem Moment kein bisschen mutig, sondern einfach nur richtig.
Ich glaube zwar nicht, dass wir noch mehr Kinder bekommen, aber ich würde es immer wieder so machen, eventuell mit etwas vorheriger Planung.
Besonders stolz bin ich, dass unsere Babysitterfreundin, die dabei war und noch keine Kinder hat, jetzt schon sagt, dass sie sich auch eine Hausgeburt wünscht, wenn es soweit ist.
Oh, was für ein schöner Geburtsbericht! Vielen Dank dafür!!!
Mit unserem großen Kleinen hatten wir auch eine Hausgeburt, das war eine wirklich gute Erfahrung! Es ging ihm die ganze Zeit richtig gut, und er kam ganz heil und rosig auf die Welt. Wunderschön war auch, dass wir uns erst einmal zu Dritt in unser eigenes Bett kuscheln und uns in Ruhe kennenlernen konnten.
Mit der kleinen Bauchmaus würden wir das gern wiederholen – hoffentlich klappt es!
Liebe Grüße
Küstenmami
Da kullerten gleich mal ein paar Tränchen. Wie wunderschön!
Ich bin jetzt bei 38+2 Ssw und stehe kurz vor meiner geplanten ersten Hausgeburt. Schon jetzt stelle ich einen großen Unterschied fest.
Bei meiner Großen wurde im Vorfeld soviel Druck gemacht, ( mir ging der Schleimpfropf bei 33+2 Ssw ab und seitdem wurde mir soviel Angst gemacht) dass ich die letzten Wochen der Schwangerschaft nur noch gereizt und angespannt war.
Letztendlich kam sie einen Tag vor ET kerngesund innerhalb von 3,5 Std zur Welt und ich hatte nichtmal eine Geburtsverletzung.
Bei dieser Schwangerschaft hab ich mich soviel mit natürlichen Vorgängen beschäftigt und es war von Anfang an klar, dass unser Baby Zuhause zur Welt kommen wird und ich nur zum US zur Ärztin gehe.
Achja, diesmal ging der Schleimpfropf bei 33+4 Ssw ab und ich hab es nur meiner Hebi gesagt. Mein Körper scheint den ab dem Zeitpunkt einfach für überflüssig zu halten 🙂
Ich bin so fröhlich und freudig aufgeregt auf den letzten Metern. Ich freue mich über jedes Ziehen und auch der Blick auf den Geburtspool in unserem Wohnzimmer erfüllt mich so mit positiver Energie. Ich könnte Bäume ausreißen 🙂
Liebe Grüße
SIna
Die Wahl des Geburtsortes hatte ich rein intuitiv getroffen. Die hier möglichen drei Szenarien (daheim, Geburtshaus, Klinik) vor dem inneren Auge ausgemalt und währenddessen darauf konzentriert, wie sich das jeweilige Szenario im Bauch anfühlt, ob sich irgendwo im Körper was verkrampft/zusammenzieht oder eher wohlig-warm angenehm anfühlt. Hab mich dann für das mit den angenehmsten Gefühlen entschieden, in meinem Fall für zuhause, Geburtshaus wär notfalls auch ok gewesen – ins Krankenhaus wollt ich nur falls sich Komplikationen abzeichnen. War im Vorfeld nur dort um meine NoGos (z.b. Neuroleptika gegen postoperatives Erbrechen im Falle eines Kaiserschnittes) in meine Akte schreiben zu lassen.
Vorsorge hab ich bis auf 1.+2- Ultraschall ausschließlich bei meiner Hebamme gemacht, keinerlei Pränataldiagnostik, dritten Ultraschall bewußt ausfallen lassen, nach Rücksprache mit meiner Hebamme (35 J. Berufserfahrung, ca 3000 betreute Geburten).
Mit dem Hintergrundwissen, daß es essentiell für eine komplikationslose Geburt ist (sofern vorab medizinisch keine anderen bedenklichen Risikofaktoren vorliegen), im Kopf so entspannt wie möglich zu bleiben. Denn sobald wir Angstbesetzte/paranoide Filme schieben, führt das zur Ausschüttung von Streßhormonen, die Gegenspieler des Oxytozins sind, welches wiederum für starke und regelmäßige Wehen notwendig ist. Sprich sobald wir Angst/Streß/Anspannung haben, werden die Wehen von den Streßhormonen geschwächt, was den Geburtsprozess unnötig in die Länge zieht und Komplikationen (schwächer werdende Herztöne beim Kind wegen weniger gut durchbluteter Gebärmutter, etc) regelrecht provoziert.
Meiner Meinung nach ist deshalb das A und O dass man sich vom Bauchgefühl (Nicht nur vom Kopf!) her am gewählten Geburtsort so wohl/entspannt wie möglich fühlt und sich dort so richtig fallen lassen kann.
Ne große Portion Vertrauen, daß dein Kind und dein Körper von Natur aus wissen was zu tun ist und deine einzige Aufgabe ist, diesem Prozess so wenig Steine in den Weg zu legen wie du nur kannst, gehört ebenfalls dazu.
Meine Maus schlüpfte 9 Tage vor dem e.T., ich war jedoch schon ab 14 Tage vor e.T. innerlich bereit für die Geburt, hab meiner kleinen Süßen das auch gesagt, daß sie sich von meiner Seite her nun auf den Weg machen darf, und während der Geburt, immer wenn wieder ne Wehe im Anmarsch war, sagte ich ihr, dass ich voll in sie vertraue, sie in ihrer Mission so sehr unterstützen wolle wie ich nur könne und dass ich sehr stolz auf sie sei wie gut sie dabei vorankäme.
Der Schleimpfropf ging gegen mittags halb 2 ab, nachdem ich schon die ganze Nacht davor in schwachen, unregelmäßigen Wehen lag, die bis zum Mittag noch überhaupt keinen Effekt auf den Muttermund hatten (lt meiner Hebi frühs um 9e), frühs um 10e darum 150mg Magnesium genommen, daraufhin nochma 2h schlafen können (welch Segen!), gegen Mittag von stärker werdenden und regelmäßigeren Wehen wieder aufgewacht, kurz nach dem Schleimpfropfabgang muß wohl auch die Fruchtblase geplatzt sein (flüssigkeitsschwall, den ich partout nicht halten konnte), kurz danach in die warme Wanne gehüpft, was den Prozess noch sehr gut unterstützt hat (Teelichter + Entspannungsmusik + Heizlüfter weil Winter) . Als sehr hilfreich empfand ich v.a. gegen Schluß ein quer über die Wanne gelegtes Brett mit Handtuch obendrauf (2 Regalbügel untendran hinderten es am seitlich wegrutschen), auf dem ich mich davorkniend wunderbar aufstützen konnte. Meine Hebamme hatte trotz ihrer ellenlangen Berufserfahrung nicht damit gerechnet, dass meine Maus noch am selben Tag schlüpfen würde, so kam es dann dass sie nur 1h vor ihrer Geburt wieder auf der Matte stand, just als die Preßwehen begannen. Ab diesem Zeitpunkt hätt ich den Prozess aber auch nicht mehr allein durchstehen wollen und war gottfroh dass sie dann da war, unabgesprochen und doch wie gerufen. 🙂
Kurze Begrüßung in der Wanne, dann eingepackt in den Bademantel rüber in mein Zimmer gestiefelt (wohne in ner großen WG), wo meine Süße und ich uns ungestört bis zum nächsten Tag Bauch auf Bauch begrüßen konnten. U1 erst am nächsten Vormittag (meine Süße kam abends halb 6 zur Welt), abgenabelt erst nach ca 30h als die ersten 5cm vom Kind aus gemessen soweit abgetrocknet waren, daß ein weiterer Flüssigkeitsaustausch mit der Plazenta äußerst unwahrscheinlich war.
Unsre Süße war übrigens 3,2kg/51cm lang mit 36cm Kopfumfang (ich 1,75m, durchschnittliche Statur).
Für mich die klaren Pluspunkte einer Hausgeburt:
– man muß mit Wehen nicht nochmal aus dem Haus (SEHR praktisch zudem wenn man kein eigenes Auto besitzt!)
– vertraute Umgebung und nur vertraute Personen anwesend
– Kind muß auch im Winter nicht schon kurz nach der Geburt in Klamotten gestopft werden, hatten unsre Süße fast die ganze erste Woche über nur in warme Decken gehüllt
– deutlich größere Flexibilität bzgl Zeitpunkt des Abnabelns
– deutlich geringere Versuchung auf Schmerzmittel etc zurückzugreifen
– niemand versucht einem unerwünschte Interventionen aufzuschwatzen
– die Plazenta darf sich deutlich deutlich länger Zeit lassen bis zu ihrer Geburt als in der Klinik (hier werden schon nach max 1h die Messer gewetzt, daheim kann man auch problemlos 2h darauf warten – bei uns dauerte es geschätzt nicht länger als 1h) (für mich SEHR wichtiger Faktor, hab diesbezüglich einige Gruselgeschichten aus dem Bekanntenkreis gehört)
– kein rumstressendes Krankenhauspersonal und -Fotografen während dem Wochenbett, man muß sich das Zimmer nicht mit anderen frischgebackenen Familien und deren Besuchern teilen, sondern hat seine Ruhe
– die U2 haben wir ausfallen lassen, weil wir noch lange nicht soweit waren das Haus schon wieder zu verlassen zu diesem Zeitpunkt (trotz Kinderarztpraxis nur 2 Häuser weiter, bin erst nach 1 Woche überhaupt wieder aus meinem Zimmer rausgekrochen, erst nach 14 Tagen waren wir das erste Mal außer Haus), haben stattdessen die Punkte im U-Heft mit unsrer Hebamme durchgesprochen, was bei der U3 unsre Kinderärztin auch akzeptierte, zumal unsre Süße ohne irgendwelche Auffälligkeiten altersgerecht entwickelt ist.
Der Bericht hat mich auch sehr an meine wunderschöne (geplante) Hausgeburt vor 6 Wochen erinnert. Zu wissen, dass ich nicht mehr das Haus verlassen muss, sondern einfach da bleiben kann, wo ich mich am wohlsten fühle, und dass ich tun und lassen kann, was ich möchte (z.b. mich in die Wanne legen, ohne zu warten, bis sie frei ist und ohne sie gleich wieder für das nächste ctg verlassen zu müssen) war einfach toll. Bei keiner meiner drei Geburten war ich im Vorfeld so lange so entspannt. Ich finde es so toll, dass meine Tochter in dem Haus zur Welt kommen durfte, in dem schon ihre Großmutter und überhaupt Generationen meiner Familie auf die Welt kamen.
Ich bin so froh, dass ich eine Hebamme gefunden habe, die die rund 50km auf sich genommen hat und mich bei der Geburt begleitet hat. Sollte sie aber irgendwann ihren Beruf nicht mehr ausüben, sieht es hier schlecht aus, was ich sehr schade für meine beiden Töchter fände, falls sie je selbst Kinder kriegen sollten.
Die Geschichte erinnert mich.
Meine 1.Tochter bekam ich mit gerade 18, BEL und Sternengucker. Das war ein geplanter Kaiserschnitt bei 38+0SSW. Ohne jegliche Wehe vorher. Hatte eine PDA, konnte mich nicht bewegen, meine Arme waren festgebunden und es wurde an mir rum gerüttelt. Und schon war das Baby da. Ich dah es nur einen ganz kleinen Augenblick, dann war es weg und ich sah sie erst eine Stunde später wieder. Das fand ich sehr schade. Es folgten 5 Tage Krankenhaus, Schmerzmittel bekam ich reichlich, Baby konnte ich nicht stillen, usw.. Abpumpen klappte nicht. Ich glaube, da hat meine Psyche nicht mitgespielt.
14 Jahre später wsr ich wieder schwanger. Inzwischen selber Ärztin. Aber das half mir da wenig. Meine Tochter lag mir schon seit SS-Beginn in den Ohren, dass sie bei der Geburt dabei sein möchte, weil sie Gynäkologin werden will.
Ich wollte das auf keinen Fall und wollte nicht mal in die Klinik wo ich arbeite. Ich habe meinem Mann so oft gesagt “wehe du fährst mich dahin!”
Es kam ganz anders. 1.Tag Sommerferien. Töchterchen kam gegen 9 in die Küche und wollte frühstücken. Ich stellte alles auf den Tisch, wollte meinen Tee holen als es platsch machte und direkt ein starker Druck nach unten kam. Ich stützte mich auf der Spüle und Töchterchen sprang auf, rannte zu mir und fragte, was sie tun soll. Ich spürte, dass das Baby kommen wird und konnte das Drücken nicht unterdrücken.
Ich versuchte ruhig zu bleiben. Schließlich wsr Töchterchen da. Aber ihr wisst wie das ist: das klappt nicht. Es ging auch alles so schnell. Meine Hände verkrampften, ich drückte und schwupp war es da. Wenn überhaupt waren es 2-3 Minuten gewesen. Ich schrie Töchterchen an, dass das Baby in der Hose sei. Und als wäre es das normalste der Welt zig sie diese runter, Slip auch und holte das Baby da raus und hielt es im Arm zu mir rauf. Das Baby fing an zu schreien und wir beide auch. Ich setzte mich dann auf den Boden und nahm Baby in den Arm. Töchterchen legte das Geschirrtuch über Baby und rannte dann weg und kam mit Handtüchern wieder, legte mehrere über Baby und eine Decke über meine Beine. Zwischenzeitlich war die Nachgeburt schon raus gekommen. Ich sagte zu meiner Tochter, dass sie zur Nachbarin gehen soll und fragen soll ob ihre Tochter noch da sei (Hebamme und ich hatte ihr Auto dort stehen gesehen.) Während sie weg war stillte ich Baby zum ersten Mal. Und dann stand Töchterchen samt Hebamme und Nachbarin im Raum. Töchterchen strahlte, Hebamme sprach mit mir, nahm die Nachgeburt, untersuchte mich,… Nachbarin lief auf und ab und fragte die ganze Zeit, was sie tun soll. Irgendwann sagte die Hebamme zu ihr, sie soll nach Hause gehen und meinen Mann anrufen. Und weg war sie und Hebamme sagte “endlich wieder Ruhe”. Sie sagte dann, dass aus ihrer Sicht im ersten Blick alles ok ist. Sie half mir auf und ich legte mich aufs Sofa. Sie fragte mich ob ich ins Krankenhaus möchte. Mein Gefühl verneinte das. Ich fühlte mich zu Hause wohl. Töchterchen saß neben mir und hielt meine und Babys Hand. So süß.
Mein Mann kam 30 Minuten später und war völlig überrascht. Er brauchte eine Zeit um zu realisieren was passiert war. Die Hebamme blieb noch eine ganze Zeit uns. Ich wollte nach zwei Stunden duschen; sie begleitete mich. Ich fühlte mich zwar müde, ähnlich wie nach einem 24h-Dienst. Trotzdem irgendwie fit. Ganz anders als bei Töchterchen.
Töchterchen war so froh dabei gewesen zu sein.
Ich genoss die Zeit zu Hause. Machen was ich will. Eigenes Bett und beide Kinder und Mann sind bei mir. Das war so schön.
Für mich war die Hausgeburt im Nachhinein gesehen das Beste überhaupt.
Ich habe 9 Monate voll gestillt, getragen und fühlte mich so wohl.
2 Jahre später kam per ambulante Klinikgeburt unser 3.Kind. Es sollte ein BEL sein lazt Ultraschall einen Tag vorher. Nachts hatte ich einmal noch einen starken Druckschmerz im Bauch und sagte morgens zu meinem Mann “ich glaube, das Baby hat sich gedreht”. Ich hatte es kaum ausgesprochen und bekam Wehen. Mein Mann wollte unbedingt ins Krankenhaus. Er hatte so eine Angst vor einer BEL-Geburt. Also sind wir in Klinik 1 gefahren, wo ich gefragt wurde wie stark die Wehen denn seien? Die Hebamme schaute mich an und sagte, ich könne noch in die andere Klinik fahren. Das wären nur 10 Minuten und da wäre noch Platz. Trotz Bitte und Hinweis auf Sturzgeburt mussten wir gehen.
Ich war stinksauer und das förderte meine Wehen. Ich flehte meinen Mann anfangs noch in die weiter entfernte Klinik zu fahren (die 10 Minuten entfernte ist die wo ich arbeite). Er sagte noch können wir machen, fuhr aber trotzdem zur 10 Minuten entfernte. Während ich ihn dann beschimpfte, dass er das nicht soll, wurdendie Wehen unerträglich und ich schrie ihn an, dass er sich beeilen soll, weil das Baby kommt. Er sprang aus dem Auto in die Klinik und binnen kürzester Zeit waren mehrere Schwestern, Ärzte da und halfen mir aus dem Auto und auf der Trage wurde ich rein geschoben. Unterwegs kam noch jemand dazu (später habe ich realisiert, dass das die Hebamme ist). Im Kreißsaal bin ich mit letzter Kraft aufs Bett und ab da an habe ich nur noch gepresst und schon war das Baby da.
Von wegen in der Klinik wo ich arbeite entbinde ich nicht. Das war mir da so egal. Und eine BEL-Lage war es auch nicht mehr. Das Bavy hatte sich tatsächlich noch gedreht.
Ich bekam das Baby sofort auf die Brust gelegt und genoss es während um mich herum irgendwas gemacht wurde. Die Nachgeburt kam auch; ich merkte es nicht mal. Baby war wohlauf und ich auch.
Ich stand nach 3 Stunden, duschte und wollte nach Hause.
Mit einem 4 Stunden Baby ging es dann nach Hause. Und endlich zu Hause legte ich mich aufs Sofa und genoss die Zeit. Die Geschwister kamen dazu, freuten sich auch. Es war so schön.
Mein Arbeitgeber ließ es sich nicht nehmen dem Klinikleiter der anderen Klinik mitzuteilen wue akut ich dort ankam. Ein persönlicher Besuch samt Präsentkorb und Geschenk für Baby folgte am 4.Tag.
Das wird den so schnell nicht wieder passieren. Der Stress sorgte für die stärkeren Wehen. Ich glaube, dort wäre das Baby erst später gekommen.
Und inzwischen ist auch Nr. 4 bei uns angekommen. Allerdings ganz anders als die ersten 3.
Von mir wird alles genommen, ich bin hilflos, alle tun was nur ich nicht hin zu alles geht so schnell, ich bin für das Baby da, Wärme, Nähe hatte ich erlebt.
Die letzte Geburt war fast 5 Jahre her. Wir haben ab dem 1.Geburtstag nicht mehr verhütet gehabt. Wir hatten schon mit dem Kinderwunsch abgeschlossen. Schließlich war unser ältestes Töchterchen jetzt auch schon 21 Jahre (und studiert tatsächlich Medizin). Ich gehe auf die 40 zu und mein Mann erreichte sie letztes Jahr. Nun ja, wir schlossen mit allen ab, ich orientierte mich beruflich um, nahm eine Oberarztstelle an. Die Arbeit forderte mich sehr. Und plötzlich war ich schwanger.
Ich hatte es gar nicht wirklich mitbekommen bis mir einfiel, dass ich doch mal wieder die Pille nehmen könnte und meine Gynäkologin meinte dann, dass das jetzt keinen Sinn mehr machen würde. Ich bin aus der Praxis raus und habe sofort meinen Mann angerufen. So fassungslos und überrascht wir erst auch waren, die Freude kam sofort.
Die Schwangerschaft verlief sehr gut. Ich arbeitete bis zum Mutterschutz und wollte nach 8 Wochen wieder kommen. Mein Mann nimmt Elternzeit.
Wir hatten gerade die letzten Gäste verabschiedet. Unser zweites Kind wurde 7. Zwei Tage später wurde ubser drittes Kind 5. Während des Aufräumens bekam ich leichte Wehen. Da ich wieder mit einer Sturzgeburt rechnete haben wir sofort unsere Älteste angerufen, welche gerade bei ihrer Wohnung angekommen war. Sie kam sofort wieder und passte auf ihre Geschwister auf.
Es war allerdings anders als bei den anderen. Als wir im Krankenhaus ankamen (meine alte Klinik. Ich wollte da unbedingt hin) rechneten alle mit einer schnellen Geburt.
Wie ich den Kreißsaal betrat platzte die Fruchtblase und die Wehen wurden stärker. Das CTG zeichnete das alles auf, doch nach 2 Stunden war es weniger geworden. Der Arzt entschloss sich zum wehenfördernden Tropf. Hätte ich geahnt was da auf mich zukommt. Die Wehen wurden schlagartig stärker und kamen öfter. Ich konnte nicht mehr liegen, wollte gehen, was wegen der Schmerzen kaum ging. Ständig habe ich mich auf meinem Mann abgestützt (der hat da viel aushalten müssen. Er ist zum Glück nicht unter meiner Last zusammen gebrochen. Später sagte er, dass ich sehr schwer gewesen sei und er nicht weiß, wie er das aushalten konnte). Ich schrie (und das wollte ich nie tun, außer bei den Presswehen). Ich fluchte, befahl die Hebamme was zu unternehmen. Sie versuchte mich mit Worten und anderen Stellungen zu beruhigen. Der Arzt kam jede Stunde und da der Muttermund sich nur minimal öffnete ordnete er immer wieder einen neuen Wehentropf an. Ich habe den Arzt angeschrien, dass ich Schmerzen hätte und er sagte dazu “das ist normal und gut”. Hätte ich was zum Werfen gehabt, ich hätte da für nichts mehr garantieren können.
Nach 8 Stunden war der Muttermund 5cm geöffnet. Und trotz Wehen schaffte ich es noch, meinen Mann aufschreiben zu lassen, was wir noch für den Geburtstag einkaufen müssen, was noch gemacht werden muss, usw.. Die Hebamme grinste da immer und sagte “jetzt kümmern wir uns erstmal um das Baby hier”.
Nach 10 Stunden Wehen hatte ich das Gefühl, dass ich das nicht mehr schaffe und aushalte und flehte den Art an einen Kaiserschnitt zu machen. Auch wenn ich das eigentlich gar nicht wollte, ich konnte nicht mehr und sah es als einzige Möglichkeit die Schmerzen los zu werden. Der Arzt lehnte das ab. Meine Laune wurde dadurch nicht besser.
Nach 12 Stunden war der Muttermund 7cm geöffnet und die Hebamme meinte “gleich haben sie es geschafft”. Und danach hatte sie Schichtwechsel und es kam eine Andere. Gerade die Ausbildung beendet. Ganz ruhig. Hörte sich alles an. Sprach wenig. Und selbst als ich sie anschrie was zu tun sagte sie nur, dass ich das toll machen würde.
Nach 14 Stunden und 8cm brach dann plötzlich Hektik aus. Abgesehen davon, dass ich das Gefühl hatte, dass niemand vor mir das aushalten musste (und das haben schon viele), meine Sorge, wie ich noch alles für den Geburtstag vorbereiten soll (gedanklich immer woanders) und der Frage, wie ich mich noch bewegen soll. Nun lag ich da am CTG und der Arzt kam reingerannt. Schaute darauf und sagte nur “jetzt bekommen sie ihren Kaiserschnitt. Die Herztöne ihres Babys sind abgefallen”. Da wollte ich aber keinen Kaiserschnitt mehr. Ich hatte mich inzwischen irgendwie mit der Situation abgefunden. Aber ich wusste auch, dass es das Beste für das Baby sein wird. Um mich herum rannten dann Leute. Es wurde mir was gespritzt was die Wehen hemmen soll – es schlug nur bedingt an.
Es ging dann alles so schnell und ich war gerade im OP angekommen, wurde verkabelt, als ich den Druck nach unten verspürte. Ich wusste was das bedeutete und schrie nur noch, dass das Baby jetzt kommt. (Der Arzt sagte später zu mir, dass er da kurzzeitig dachte, ich sei verrückt.) Nur die Hebamme realisierte was ich wirklich damit meinte. Zumal ich inzwischen auch meine Beine aufgestellt hatte. Sie schrie dann “das Baby kommt raus. Schnell. Ich seh schon die Haare.” Es ging dann so schnell. Zweimal Pressen und das Baby war da.Der Assistenzarzt kam, da schrie das Baby schon und er schaute ziemlich verdutzt.
Ich bekam das Baby auf die Brust gelegt und plötzlich waren alle Schmerzen vergessen und ich so froh, dass alles gut ausgegangen war. Der Arzt sagte dann “ja ich sage jetzt erstmal die OP ab” und ging. Die Hebamme war einfach da. Ihre beruhigend Art war wirklich toll.
Die Nachgeburt kam auch sofort. Und dann kam auch mein Mann dazu. Gemeinsam ging es zurück zum Kreißsaal. Das Baby wurde untersucht. Gesund.
Ich fühlte mich allerdings wie nach einem Marathonlauf. Total fertig und ausgelaugt. Als die 4 Stunden um waren fragte die Hebamme vorsichtig, was ich jetzt möchte (ich hatte immer von ambulanter Geburt gesprochen). Ich sagte dann zu ihr, dass ich noch hier bleibe, aber spätestens um 19 Uhr gehen werde. Schließlich wollte ich noch Kuchen backen. Ich gab mir also noch 4 Stunden.
An dem Tag gab es nur sehr wenige Geburten. Deshalb durfte ich im Kreißsaal bleiben. Als ich um 18 Uhr duschen ging war die Hebamme dabei und das war auch gut so, denn mein Kreislauf wurde während dem instabil und sie stützte mich zurück. Sie sagte da auch, dass sie mir empfehlen würde zu bleiben. Ich stimmte dem zu, denn mein Körper war noch nicht fit.
Es ging dann auf Station (Familienzimmer). Nur zu dritt, das kannten wir gar nicht mehr, genossen es aber sehr.
Am nächsten morgen ging es mir ein wenig besser, doch ich entschloss da schon noch in der Klinik zu bleiben (mit schlechtem Gewissen gegenüber dem Geburtstagskind). Und dabei war es dem völlig egal wo es feierte. Wur feierten im Krankenhaus. Kuchen, Torte usw hatten sich die Großeltern drum gekümmert. Familie – darauf ist Verlass. Auch die Party mit den Freunden zu Hause gelang so gut.
Am Tag danach wurde unsere Älteste 22. Sie sagte aber schon am Tag vorher zu mir, dass ich ja im Krankenhaus bleiben soll. Also feierten wir wieder im Familienzimmer. Nach 4 Tagen wurde ich dann entlassen und fühlte mich auch so, so dass ich gehen kann. Mit einem rund um zufriedenen Baby, ein Mann der viel bei mir war und immer geschlafen hat und mit dem Gefühl, dass zu Hause alles gut ist.
Und so war es auch. Am Tag darauf war Heilig Abend was wir da zum ersten Mal zu 6.erlebten. Und es war einfach schön.
Und so wie es ist ist es schön. Zwar werde ich nicht nach 8 Wochen wieder arbeiten gehen (ich kann das nicht. Ich möchte beim Baby bleiben). Mein Mann wird die ersten zwei Monate mit zu Hause sein und dann wieder arbeiten gehen.
Ich bin so glücklich.
Die Geburt war schwer und ich möchte es so nicht nochmal haben. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen noch ein weiteres Baby zu bekommen.
Und mit unserem Glück reiht es sich dann im Geburtstagsmarathon ein.. Denn vom 18.12.-21.12. feiern wir nun jährlich die Geburtstage unserer vier Kinder.
Hallo Jana,
Vor bald zwei Jahren war ich schon mal an dem Punkt wie heute, las die Geburtsberichte und überlegte. Kurz vorher hatte der Kreißsaal in der nächsten Klinik geschlossen. Mein Sohn kam in der daraufhin nächsten Klinik in einem Hebammen geleiteten Kreißsaal zur Welt. Eine schöne Geburt. Das hätte ich mit für das zweite auch gewünscht. Anfang diesen Jahres wurde der Kreißsaal geschlossen…
Jetzt stehe ich da, in der Nachbarstadt gibt es 2 Krankenhäuser, doch über die Brücke über den Rhein zu kommen dauert im Moment wegen Bauarbeiten etwas (hust, im Schnitt allein für die Brücke 20-40 Minuten) länger. Die nächste Stadt mit Klinik hat ihre Brücke gerade auch begonnen zu sanieren, zu 40 Minuten fährt kommen jetzt weitere 40 Minuten um zur Klinik zu kommen wegen der Behinderungen durch die Baustelle. Das nächste Geburtshaus (auch 40 Minuten entfernt) liegt in einer Stadt mit einer baufälligen Brücke. Diese soll zeitnah restauriert werden. Eibe Klinik ist noch über, dort gibt es 3 Kreißsäle, gebraucht werden 5.
Es gibt im Umkreis von 40 km keine Hausgeburtshebammen mehr (okay, zwei Damen betreuen wohl immer im Mai und September hausgeburten, aber was bringt mir das?) und eine Hebamme zur nach oder sogar Vorsorge zu finden ist nicht möglich (im Januar hieß es, es werden keine Frauen mehr angenommen, die ET vor Oktober haben). Und ich habe wirklich alle durch telefoniert.
Was tut Frau da? Alleine zuhause warten?
Zum Glück sind wir in einer Grenzregion und im französischen Ausland ist die Geburtshilfe anscheinend besser als der Ruf der deutschen. Sofern also kein Wunder geschieht sind die Optionen im Moment alleingeburt oder Ausland. Aber auf Wunder hoffe ich nicht mehr. Denn Kinder werden in unserer Gesellschaft genau wie ein positives geburtserlebnis als unnötig angesehen. Politisch nicht gewollt.
Oh Isa!
Das sind echt schreckliche Zustände. Darf ich deinen Kommentar nochmal auf anderen Kanälen öffentlich teilen?
Es macht mich so wütend sowas zu lesen.
Das kann doch nicht sein!
Ich hoffe die zweite Option klappt. Alleingeburt kann ich echt nicht gutheißen, auch wenn ich die Idee total nachvollziehen kann.
Ein wunderschöner Bericht, bei dem ich ganz viel gelächelt habe.
Ich würde gerne wissen, welche Blutgerinnungsstörung Du hast. Ich habe eine vererbte (zu schnelle Blutgerinnung) und eine erworbene (aber die nur ganz gering) (Bluterneigung). Bei meiner letzten Schwangerschaft machte mich meine Gerinnungsärztin total verrückt. Ich spritzte auch und konnte wegen der durch vermehrten Blutungsneigung keine PDA bekommen. Für diese Schwangerschaft hab eich mir einen anderen Gerinnungsarzt gesucht, der die Planung einer Geburtshaus-Geburt gut findet und mich darin unterstützt und auch kein Problem bei meinen Blutwerten sieht. Da ich nicht spritzen muss, konnte ich mich dieses mal für eine Geburtshaus-Geburt anmelden. Auch einen Arztbrief legte ich den Hebammen vor, damit sie sich sicher fühlen. Die Spritze für “nach der Geburt” und die Spritzen für das Wochenbett sind längst besorgt. War denn das Thema Blutgerinnung für die Hebamme kein Thema? Oder kam es einfach nicht auf den Tisch?
Mir hatte man vor meiner jetzigen Schwangerschaft auch schon zwei mal (von zwei verschiedenen Ärzten) angeboten, meine Gebärmutter zu entfernen. Dann hätte ich auch kein Problem mehr mit meiner langen Periode und mit dem Thema Verhütung (darf die Pille nicht nehmen). Ich war immer schockiert. Denn es gibt da ja noch andere Lösungen.
Ist hier auf dem Blog vielleicht noch jemand mit dem Thema “Blutgerinnungsstörung” und “Geburtsplanung” unterwegs? Würde mich über einen Austausch freuen.
Nachtrag: Meine Tochter wurde auf 5 kg geschätzt und man legte mir nahe nicht mehr so viele Kohlenhydrate zu essen, da ich ja sehr schmal sei. Meine Tochter war dann 58 cm lang und wog 4230 Gramm. Ich stimmte – aus der Panikmache heraus – nicht der Diät zu, aber der Einleitung, die dann in einem Kaiserschnitt endete – zu. Dass es in meiner Familie schon zwei Urgroßmütter (Ende des 19. Jahrhunderts geboren) mit einer Größe von 1,80 cm gab, wusste ich zwar nicht, aber ich wusste, dass es in der Familie meines Vaters große Leute gab und gibt. Das ist den Ärzten dann aber egal. Es ist so schade, dass vieles nur noch in Zahlen, Diagrammen etc gemessen und bemessen wird. Und den Frauen dadurch unnötig Angst gemacht wird.
Hi Tiny, ich bin die Autorin des Berichtes und lese erst jetzt deinen Kommentar, sorry. Meine Blutgerinnungsstörung ist der recht häufige Faktor V, falls dir das weiterhilft. Ich musste während der Schwangerschaft Heparin spritzen und auch vor Langstreckenflügen, aber in die Situation bin ich seit Jahren nicht gekommen. Schreib mir gern eine Email an maria(wiederVorname)vogel(wieeinVogel)hund(wieeinHund) AT gmail.com ohne die Klammern, einfach vornametiertier ohne Punkt und Komma.
Ich wollte nur endlich endlich mal sagen, wie wunderbar dieser Geburstbericht ist. Ich habe ihn das erste Mal kurz nach seiner Veröffentlichung gelesen, als ich selbst noch keine Kinder hatte, aber schon damals einen Faible für Geburstberichte 🙂
Seitdem habe ich ihn schon 100 Male gelesen und er verliert nichts von seinem Zauber und seiner Leichtigkeit.
Ich hatte inzwischen traurigerweise zwei abgebrochene Hausgeburten, die im Kaiserschnitt endeten. Aber, auch dank dieser Geschichte, werde ich nie aufhören von einer Spontangeburt zu träumen.
Immerhin habe ich zwei wunderbare Schwangerschaften gehabt, traumhafte Baby – und Kinderzeiten und einen ebenso tollen Mann und verwunschenen Garten. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.
Sei herzlich gedrückt und danke für diesen wunderbaren Bericht,
Anna
Vielen lieben Dank für das tolle Feedback!
Liebe Grüsse
Jana