Warum der Geburtsmodus nichts mit Feminismus zu tun hat
Seit geraumer Zeit ärgert mich eine pseudofeministische Strömung, die unablässig Mütter attackiert. Gerade brachte die EMMA einen besonders absurden Artikel dazu, mit dem schönen Titel: “Kaiserschnitt oder „natürliche“ Geburt?“ Ich muss fragen: „Einseitiger ging’s wohl nicht, Tante EMMA?“ Eine feministische Zeitschrift, die wieder einmal Frauen gegeneinander ausspielt: Kaiserschnitt versus natürliche Geburt? Na toll!
Mütter, die eine natürliche Geburt wünschen, sind wieder mal die Verblendeten. Sie erscheinen im Artikel von Frau Dr. med. Martina Lenzen-Schulte als religiös motivierte Masochisten, mit später garantiert eintretender Inkontinenz, die sich im tiefsten Inneren eigentlich einen Kaiserschnitt gewünscht hätten. Liebe EMMA-Redaktion: „Ist das euer Ernst?“
Rabenmutter-Feminismus
Mir ist bereits mehrfach aufgefallen, dass Mütter zunehmend von Feministinnen kritisiert werden. Mütter scheinen – im feministischen Sinne – kaum etwas richtig machen zu können. Es sei denn, sie verhalten sich wie… – ja wie eigentlich?
Ich habe das Gefühl, dass in den Augen dieses echt verqueren Feminismus nur Folgendes als anerkannt feministisch gilt: In der Schwangerschaft so tun, als wär nichts, dann ein Kaiserschnitt, dann abstillen und das Kind anschließend schnellstmöglich in eine Fremdbetreuung geben. Wirklich? Ist das feministisch?
Was ist an der natürlichen Geburt denn unfeministisch? Was ist unfeministisch an Attachement-Parenting, an Frauen, die sich ein paar Jahre auf die Kinderbetreuung konzentrieren?
Nein, mit diesem Denken spaltet ihr die Frauen. Ihr schwächt sie! Mit dieser Haltung führt ihr die Frauenbewegung ad absurdum: Wenn ihr eine Frau, die sich für den Job „Kinderbetreuung plus Haushalt“ entscheidet, automatisch als unfeministisch wertet, und wenn ihr nur eine Frau wertschätzt, die zusätzlich zum Kind „ihren Mann steht“, dann ist das ganz sicher nicht im Sinne der Emanzipation. Kindererziehung & Haushalt sind ein Job! Und das sollte auch so gewertet werden. DAS wäre ein zeitgemäßer Feminismus. Oder etwa nicht?
BeDeutungs-Suche
Mal sehen:
„Feminismus bezeichnet sowohl eine akademische als auch eine politischeBewegung, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde, die Selbstbestimmung von Frauen sowie das Ende aller Formen von Sexismus eintritt.”
(Sally Haslanger, Nancy Tuana, Peg O’Connor: Topics in Feminism, The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Winter 2012 Edition), Zalta Edward N. (ed.))
Gleiches Recht für ungleiche Körper
Was die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Bezug auf Schwangerschaft und Geburt betrifft, muss man sagen: „Sorry – ist nicht, kann nicht, wird wohl nie sein.“ Unsere Körper sind nun einmal nicht gleich. Ob wir das gut oder schlecht finden, ist jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil habe es aber immer als großes Glück angesehen, Kinder in mir heranwachsen zu fühlen und auch bei den Geburten habe ich meinen Körper als kraftvoll und wunderbar erlebt. Ich hätte nicht gegen einen Männerkörper tauschen wollen.
Für mich besteht Gleichberechtigung während der Schwangerschaft darin, dass die Dinge, die vorher die Frau zum gemeinsamen Zusammenleben beigetragen hat und die jetzt eben nicht mehr so gut machbar sind, der Partner übernimmt. Idealerweise so, dass die werdende Mutter, die ja den Job der Schwangerschaft übernimmt, deutlich weniger mit den bisherigen Pflichten des gemeinsamen Alltags belastet ist. In der möglichen Still- und Betreuungszeit danach sehe ich das ganz ähnlich.
Und ja, das kann bedeuten: Eine(r) managed die Kinder und eine(r) schafft die Kohle ran! Wie denn sonst?
Mutterwürde
Menschenwürde bedeutet doch, dass alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Alter, denselben Wert haben. Dieser Wert steht über allem anderen.
Mütter sind also ebenso viel wert, wie andere Frauen und Männer. Und Mütter haben ihrerseits auch alle denselben Wert – ganz gleich, ob sie ihr Kind im Bauch getragen, adoptiert oder in Pflege genommen haben. Egal, ob sie ihr Baby durch den Geburtskanal oder mit Kaiserschnitt auf die Welt gebracht haben. Egal, ob sie gestillt, langzeitgestillt oder Fläschchen gefüttert haben. Egal, wie sie gewickelt, gefüttert, getragen, geschoben oder bei Mondschein Kopfstand gemacht haben. Das alles ändert nichts an ihrer Menschenwürde oder Wert-Gleichheit, oder?
Selbst wissen und bestimmen
Die Selbstbestimmung ist, in Bezug auf die Geburt, mein Lieblingsthema.
Ehrlich gesagt, ist es mir als Hebamme fast völlig egal*, ob eine Frau bei der Geburt Hypnosetechniken, Schmerzmittel, Raucherstäbchen, Skalpelle oder Hokuspokus zum Einsatz kommen lassen möchte. Nur sollte sie sich doch bitte vorher der jeweiligen Auswirkungen bewusst sein und mit diesen dann in der Folge auch möglichst zufrieden.
Denn erstens hat jede einzelne Maßnahme Folgen und zweitens geschieht eine Geburt nicht in einer erblich bedingten, vorbestimmten Weise, sondern ist ein beeinflussbares, mächtiges, aber auch extrem störanfälliges Unterfangen.
Ich werde hier, auch auf die Gefahr hin, dafür (wieder) virtuell gesteinigt zu werden, jetzt mein Lieblingsbeispiel PDA anführen: Die PDA ist eine geniale Erfindung. Gut gesetzt wirkt sie großartig, alle Wehen-Schmerzen verschwinden innerhalb kurzer Zeit. Aber die PDA verändert den Geburtsverlauf unwiederbringlich. Mit PDA erlebt man nicht dieselbe Geburt „nur ohne Schmerz“, sondern eben eine ganz andere. Genauer nachlesen könnt ihr das in „Die Periduralanästhesie (PDA) – Fluch und Segen“. Den Geburtsverlauf auf Kosten von Schmerzfreiheit zu verändern ist schon OK – wenn man sich der Konsequenzen bewusst ist!
Für mich bedeutet Selbstbestimmung: Selbst zu entscheiden, wie ich mein Kind bekommen will, also auch, ob ich die natürlichen Prozesse spüren will oder möglichst nicht. Das kann auch heißen, dass ich zum geplanten Sectio-Termin in die Klinik gehe und dort mein Kind rausholen lasse. Das kann aber auch heißen, dass ich mein Kind „natürlich“ gebäre. Whatever makes you happy!
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass mir natürlich klar ist, dass es noch zahlreiche Geburtsverläufe zwischen Wunschsectio und gewünschter Spontangeburt gibt. Beispielsweise die Frauen, die eine spontane Geburt wünschten und dann in einem ungewünschten Kaiserschnitt landeten. Selbstbestimmung bedeutet nicht immer, dass man eine Garantie dafür bekommt, dass die Geburt so verläuft, wie erhofft. Es sollte aber bedeuten, dass man zu jedem Zeitpunkt die Informationen erhält, die man braucht, um Entscheidungen zu treffen, mit denen man dann gut leben kann.
Feminismus quo vadis
Als Reaktion auf den oben genannten Artikel brachte eine Leserin meiner Facebookseite, das Ganze abschließend auf den Punk: Ulrike Harreuter schrieb: „Ich finde es schlimm dass der Feminismus der Zukunft offenbar auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden soll. Mütter werden von sogenannten Feministen gedrängt auf keinen Fall zu Stillen, die Kinder möglichst früh fremd betreuen zu lassen und nun auch noch nicht mehr natürlich zu gebären. Statt den Trend zum neuen Vater, zu sozialen Netzwerken und neuem generationenübergreifenden Wohnen aufzunehmen und zu fördern sollen die Kinder gefälligst aufhören die Frauen zu unterdrücken- wie verrückt ist das denn bitte?!?“
Danke, Ulrike!
Meine Literatur-Empfehlung
Eine kleine Literatursammlung für ein gesundes und aufgeklärtes Gebären und vor allem eine gesunde Selbstbestimmtheit (übrigens ein Zeichen für gesunden Menschenverstand, anstatt fehlgeleitetem Feminismus) findet ihr im Hebammenblog-Shop.
Dampf ablassen
Hab ich jetzt gemacht, denn dieser EMMA-Artikel und das ganze Thema machen mich echt fuchsig! Auf der anderen Seite spielt die derzeitige Entwicklung der Geburtshilfe, durch die prekäre Hebammensituation, Menschen wie Frau Dr. Lenzen-Schulte in die Hände. Denn vielleicht gibt es bald nicht mehr viele Wahlmöglichkeiten für Gebärende und der “Königsweg Kaiserschnitt” (so heißt das Buch der Dame) wird ein Einheitsweg, neben mehr und mehr vorprogrammierten Klinikgeburten – wenn die Krankenkassen ihre Forderungen durch bekommen. Aber das will ich lieber nicht glauben. Drum lenke ich schnell wieder vom Grusel-Thema ab und frage euch:
Wie haltet ihr es mit dem Feminismus, liebe LeserInnen? Und ist Feminismus und Mutterschaft für euch ein Widerspruch?
*Übrigens bin ich natürlich per se immer für die natürliche Geburt, wenn sie denn medizinisch und mental für die jeweilige Frau möglich ist.
Vielen Dank, Jana, das hast Du wunderbar auf den Punkt gebracht. Aber ich habe eine Anmerkung. Der Artikel stammt aus der Emma. Die Emma ist nicht gleich Feminismus. Schon lange nicht mehr.
Es gibt so viele feministische Strömungen und Ansätze. Und Du und ich – und viele Leser*innen hier, sind Teile davon.
Mein Feminismus ist es unter anderem, dass die Bedürfnisse der Frau, egal ob schwanger, Mutter oder nicht. ernst genommen werden und gelten. Und Mutterschaft hat erstmal nicht mit der Leistungs- und Berufsgesellschaft zu tun. Weil schwanger-sein und Mutter sein ein Job ist. Wie Du ja auch schreibst.
Feminismus bedeutet für mich: Die Frau hat die Wahl, was sie tun möchte. Komplett zu Hause bleiben, wenn es finanziell klappt und sie das möchte. Und arbeiten gehen, selbst wenn die Familie es finanziell nicht bräuchte.
Das ist Freiheit. Alles andere wäre Bevormundung und de facto nicht gleichberechtigt.
Danke, liebe Mama Notes und ich bin echt froh, dass die EMMA nicht der Feminismus ist. Das wäre traurig.
Ich hoffe auch, dass ich mit meiner Affekt-Bloggerei jetzt nicht sämtliche Feministinnen mitvergratzt habe. Denn so wie beispielsweise Du das siehst, und auch so, wie ich es ja selbst beschrieben habe, fühle ich mich ja auch als zugehörig.
Mich nervt eben nur dieser verquere Blick. Und es gibt eben nicht nur den einen richtigen Weg. Ich bin für Vielfalt und Wohlwollen und gegenseitiges Verständnis!
Hoffe das kam halbwegs rüber. Ich will keinesfalls den nächsten Graben aufmachen.
Hey, ich lese Deinen Blog sehr gerne. Aber das hier ein Emma-Artikel mit “den Feministinnen” gleich gesetzt wird, kann ich als Mutter und Feministin nicht stehen lassen. Es gibt viele, viele Feministinnen, für die Wahlfreiheit – bei der Wahl der Geburtsform, Stillen oder Nicht, 2 Monate Elternzeit oder 3 Jahre – ein bestimmendes Thema ist, die sich für die Aufwertung von “Care-Arbeit” einsetzen und das Thema Produktion und Reproduktion ständig auf dem Schirm haben! Ich mag es nicht, wenn so einseitig über Feministinnen hergezogen wird und biete gleich mal ein paar Links:
Ich selber habe meine Gedanken dazu verbloggt: https://gluecklichscheitern.wordpress.com/2012/11/19/feministin-und-mutter-sein-mussen-nur-wollen/
und weil ich die Meinung anderer wissen wollte, habe ich eine kleine Interviewreihe draus gemacht: https://gluecklichscheitern.wordpress.com/category/interview-feminismus-und-mutterschaft/
Bei den anschlägen, der österreichischen Frauenzeitschrift gibt es immer wieder gute Texte, auch online: http://anschlaege.at/feminismus/?s=mutter&x=-1100&y=-77
Aus subjektiver wie auch gesellschaftskritischer Perspektive immer wieder tolle und sehr vielfältige Texte bei http://umstandslos.com/category/muttermythen/ – denn keine Feministin lebt Mutterschaft wie die andere
Bei den fuckermothers kommt das Thema “ungerechte Bewertung von Fürsorgearbeit” immer wieder auf. Zum Beispiel hier: https://fuckermothers.wordpress.com/2015/02/05/antje-schrupp-zu-umverteilung-unter-dem-deckmantel-familienpolitik/
– die Liste ließe sich unendlich verlängern und zeigt offensichtlich gut, dass die EMMA keinen Anspruch darauf hat, als “feministisches Organ” zu gelten.
Und ein ganz klein wenig besteht noch die MÖglichkeit, dass der Emma-Artikel deren Verständnis von “Polemik” ist 🙂
Liebe Melanie
Danke, für Dein ausführliches Feedback.
Wie im letzten Kommentar schon gesagt, war es ganz bestimmt nicht meine Intention Feministinnen abzustrafen. Ich dachte ich hätte klar gesagt auf welche Strömung ich mich da beziehe. Die EMMA sehe ich aber immer noch als ein feministisches Sprachrohr und daher war ich echt entsetzt, so einen Artikel da zu lesen. Vielleicht habe ich das nicht in jedem Absatz wiederholt und habe hier und da verallgemeinert.
Es ist aber auch so, dass jedes Mal, wenn ich ein kritisches Wort zu Wunschsectio oder zur PDA schreibe sofort Kritik aus irgendeiner feministischen Ecke kommt. Dabei sehe ich das als Aufklärung. Ja, es gibt Nebenwirkungen. Ja, es gibt Risiken. Ja, sowohl bei Spontangeburten als auch bei Interventionen aller Arten. Warum darf ich das nicht sagen, ohne gleich als Frauenunterdrückerin dazustehen, der unterstellt wird Frauen Schmerzfreiheit vorzuenthalten. Das ärgert mich einfach.
Meiner Meinung nach, kann man nur Selbstbestimmt sein, wenn man auch weiß, welche Optionen man hat. Mein Ziel ist, die Optionen aufzuzeigen. Das war überhaupt der Grund, warum ich diesen Blog gestartet habe.
Ich denke aber mit Blick auf die Kommentare hier und auf der FB-Seite, dass mich die Meisten schon so verstanden haben, wie ich das meinte. Du auch?
Danke für Deine Links! Ich bin froh, dass es doch auch diese Vielfalt und gegenseitige Unterstützung gibt!
Außerdem möchte ich gerne diese Sätze aus Deinem Post “klauen”:
“Statt das eine Muttermodell über das andere zu stellen gemeinsam gegen die politischen und gesellschaftlichen Zustände stellen. (…) Hauptsache gemeinsam, statt gegeneinander!”
Danke Melanie von glücklichscheitern !!
Deine Arbeit ist stets unheimlich wertvoll. <3
Attachement-Parenting ist für mich feminismus pur!!!
ich habe den EMMA artikel nicht komplett gelesen. Ich hatte schon genug, als im ersten Absatz von dieser Freebirthing Fernsehshow die Rede war (gibt es das wirklich?) und diese als Beispiel für die natürliche Geburt stand. Habe dann nicht mehr viel weiter gelesen. Korrigiere mich liebe Jana, aber für mich ist eine Alleingeburt etwas anderes als eine natürliche hebammenbegleitete, selbstbestimmte Geburt.
Letztere durfte ich vor einem Monat selbst in einem Geburtshaus erleben. Mit Hebammen, die mich schon seit dem 3. Monat in der Vorsorge betreuten und keineswegs verklärt mit dem Thema umgehen und uns (mein Mann wurde auch stark mit einbezogen = Gleichwertigkeit) umfassend informierten und alle eventualitäten durchsprachen. Unter der Geburt war ich erstaunt welche Kräfte in meinem Körper stecken und es faszinierte mich, wie mein Körper mir sagte, was ich zu tun habe (die Hebamme hat natürlich auch ihren Teil beigetragen ohne sie hätte ich es nicht geschafft, wenn ich überlege ich wäre auf einer überfüllten entbindungsstation, hier wird ein sehr großer Radius abgedeckt da hechten die Hebammen schonmal zwischen den Kreißsälen hin und her, hätte ich vielleicht auch nicht ohne Eingriff durchgehalten).
Auf jeden Fall hat die selbstbestimmte Geburt, auch der freiwillige Kaiserschnitt, mehr mit feminismus zu tun, als meinen Körper gezwungenermaßen in die Hände einer Ärztin/eines Arztes zu legen, weil das der Standard ist. Außerdem sehe ich hier die Gefahr, dass es einige Frauen, die ihre selbstbestimmtheit nicht aufgeben wollen, zu gewagten Alleingeburten o. Ä. treibt.
Liebe Katharina, ich habe hier: https://www.hebammenblog.de/geburtsbericht-alleingeburt-indien/ schon mal gesagt, was ich von Alleingeburten halte. Und Du auch ich glaube, dass diese Geburten zunehmen werden, wenn wir mehr reglementieren (müssen).
Ich finde auch: Feminismus bedeutet dass alle Möglichkeiten weiterhin zur Verfügung stehen und nicht ständig gewertet wird.
Ich bin Feministin. Ich denke folgende Punkte sollten für jede Feministin auf der AGenda stehen:
echte Wahlfreiheit bei
– Wahl des Geburtsortes und der Art (Einschränkungen durch medizinische Indikationen – nur evidenzbasiert und so wenig Einschränkend wie möglich)
– Wahl des Familienmodells (wer wann wie lange kürzer Tritt, hier muss die Finanzierung geändert werden, mehr unterschiedliche Betreuungsmodelle geschaffen werden und ein Umdenken bezüglich Teilzeitarbeit anfangen -und bei der Aufteilung sollte nicht als gesetzt gelten, die Frau steigt lange aus und geht dann maximal Teilzeit arbeiten, sondern es sollte generell auch über längere Auszeiten des Mannes bzw Teilzeitarbeit des Mannes nachgedacht werden – wie die Entscheidung fällt ist dann natürlich Privatsache und es solte kein Modell als allgemeingültig oder besser angesehen werden – sondern immer als individuelle Lösung)
An alle: aufhören auf anderen Lebensweisen herumzuhacken, wer lange aussteigt kann trotzdem emanzipiert sein und wer sich früh wieder beruflich engagiert trotzdem eine gute Mutter. Von außen sieht man ja im Allgemeinen nur die Oberfläche, nicht die Gründe für die Entscheidung. Und außerdem ist jeder anders.
Generell: Eltern gut informieren, dann auf die Entscheidung der Eltern vertrauen und nur einmischen/ eingreifen, wenn es gar nicht anders geht (Kindswohlgefährdung). Diskutieren gerne, aber nur wenn beide Seiten es wollen und auch mal Sachen einfach pragmatisch sehen und nicht zu dogmatisch. Vielleicht wäre eine andere Entscheidung optimal, aber in der derzeitigen Situation kann die getroffene Entscheidung trotzdem gut sein.
Habe dem nichts hinzuzufügen! <3
Ich schließe mich den Vorschreiberinnen an. EMMA ist polemisch zugespitzte Propaganda, die sich teilweise seit Jahren ideologisch verrannt hat.
Nichtsdestotrotz ist es extrem bemerkbar gerade im Bereich Schwangerenversorgung und Geburtshilfe, dass die Evidenzbasis des üblichen Vorgehens öfter mal sehr dünn ist, egal ob bei Hausgeburtshebamme oder Perinatalzentrum. Und die Beweggründe hinter “objektiven Informationen” sind oft schmerzhaft durchsichtig.
Sei es die Stillberaterin, die verbreitet, das Glas Wein beim Stillen schade überhaupt nichts, sei es ein Kinderarzt, der vor hungernden Babys warnt, weil die Mutter das Zufüttern verweigert und zwecks Kolikvermeidung der Stillenden zu einer Diät aus Brot und Fleisch rät. Alles drei selbst erlebt.
Wenn ich kurz einen Wunsch loswerden darf: Einen oder ein paar Artikel zu den häufigsten Geburtsverletzungen durch vaginale Geburt, ihrer Versorgung und hoffentlich der Verhütung von Folgen habe ich auf diesem Blog auf Anhieb nicht gefunden. (Hab aber auch nur nach “Dammriss” und “Inkontinenz” gesucht, weil etwas in Eile.)
Insofern ist eine extreme Gegenposition – in dem Fall pro Kaiserschnitt – von Vorteil, weil sich die Schwangeren dann von allen Seiten die Informationen zusammensuchen und eine eigene Meinung bilden können. Oder zumindest mal ein paar Fragen loswerden können.
Egal ob Kaiserschnitt oder vaginale Geburt, die körperlichen Folgen für die Mutter werden oft übergangen, abgetan und kleingeredet. Auch und gerade von den Hebammen, mit denen ich zu tun hatte.
Liebe Neeva, die Gewünschten Beiträge sind in Planung. Der Dammassage-Post ist einer der meist gelesenen und ich habe letzte Woche erst gedacht: Jetzt muss ich mal schreiben, wie es nach der Geburt weitergeht mit dem Damm. Kommt, versprochen!
Ich finde diese harten Extrempositionen nicht so toll. Es ist eben nicht immer alles schwarz-weiß und ich finde das kontraproduktiv und verunsichernd für Frauen in der Entscheidungsfindung. Ich finde so etwas sollte Aufklärend und Ergebnis-offen sein.
Und ja, ich finde mögliche körperliche Folgen aller Möglichkeiten dürfen auch mal klar benannt werden. Allerdings nicht so unqualifiziert wie in dem Artikel passiert.
Und der Frau Dr. Kaiserschnitt würde ich natürlich auch gern ein paar Fragen nach Narben, Verwachsungen, Gebärmutterschleimhautwucherungen und durchtrennten Nerven stellen.
Genau!
Dasselbe sollte man aber auch bei vaginaler Geburt stellen, da gibt es mindestens genausoviele Risiken,nebenwirkungen und Langzeitfolgen. Über die die Frauen dann oft aus Scham nicht sprechen. Die Beckenbodenzentren sind voll mit Patienten/innen, die Wartezeit auf einen Termin sind ewig.
Ich fände es einfach gut, wenn jede Frau sich einfach für ihre Geburt ob nun vaginale Geburt oder Kaiserschnitt entscheiden könnte. Und dann muss sie mit den Konzequenzen leben, sonst niemand….und seien das eben Verwachsungen an der Kaiserschnittnarbe oder ein weicher Inkontinenter Beckenboden…aber es war ihre Entscheidung, nicht die von irgendwelchen 3. die meinten über ihren Körper darf sie nicht selbst bestimmen.
Und eine Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen gibt es beim Kaiserschnitt…bei vaginaler Geburt wird es meiner Meinung nach tatsächlich oft runtergespielt und Risiken nicht genannt oder runtergespielt nach dem Motto wer ein Kind will muss das halt in Kauf nehmen.
Und da sind wir weit weg von Gleichberechtigung und persönlicher Selbstbestimmung. Es war sogar akzeptiert, das die Frau belogen wurde und Informationen rund um die vaginale Geburt zurückgehalten wurden, nur damit die Frau sich ja nicht für einen Kaiserschnitt entscheidet, weil sie ja unmündig ist und das nicht entscheiden kann.
Wären wenn sie einen Kaiserschnitt will, danm muss sie Argumente und begründungen bringen.
Wo sonst in der Medizin gibt es denn sowas?
Bei allen anderen MUSS es eine fundierte und gründliche Aufklärung geben und jeder darf dann frei entscheiden. Nur Frauen dürfen das eben doch nicht. Und auch heir schwingt wieder mit, das wenn sie sich für einen Kaiserschnitt entcsheidet sie sich ja niemals nicht den Konzequenzen bewusst sein kann.
Lieben Gruß von Ella mit 3 Kinder, die alle per gewolltem Kaiserschnitt auf die Welt kamen.
Hallo Ella,
da du gewünschte Kaiserschnitte hattest, weißt du doch, dass man offensichtlich eine Wahl hat. Was ist das Problem?
Liebe Grüße
Jana
Für mich ist Feminismus Selbstbestimmtheit und eine ausgeglichene Beziehung zu meinem Partner. Ich finde es wichtig einen Partner an meiner Seite zu haben, der selbstsicher ist und auf typische Mann-Frau-Konventionen “scheißt”. Wir sind ein Team, wir sind gleichberechtigt und jeder übernimmt in dem Team die Aufgaben, die ihm liegen (Kraft, Fähigkeit, mentale Stärke und so weiter), für die derjenige Zeit hat und eben das was der andere nicht schafft. Alles andere muss man eben deligieren.
Und wenn ich mich mit meinem Partner dazu entscheide ein Kind zu bekommen, dann übernehme ich eben auch die Aufgaben, die mir entsprechen. Ich trage das Kind aus, ich stille das Kind. Und da die Ernähung des Kindes nun mal die ersten Monate meine Aufgabe ist, weil ich die Brüste habe, dann übernehme ich doch auch gleich noch die Betreuung in der Zeit. Und da ich eh zu Hause bin, habe ich auch kein Problem mich um die häuslichen Aufgaben zu kümmern. Das ist nun mal in der Zeit mein Job. Wenn mein Mann dann nach Hause kommt ist er für mich, unser Kind und auch für die Aufgaben im Haushalt da. Je nach dem wieviel Zeit dafür noch da ist. Jeder bekommt seine Auszeit und jeder hat seinen Teil beigetragen. Und es gibt auch andere Zeiten. zeiten in denen ich viel arbeite. Dann komme ich abends heim und das Essen steht gekocht auf dem Tisch und die Einkäufe sind auch erledigt. Und damit ich dann auch noch Zeit für mein Kind habe, kümmert sich mein Partner um die noch zu erledigenden Haushaltsdinge.
Wichtig ist es doch sich auf Augenhöhe zu begegnen und gerecht zu teilen. Und vielleicht bedeutet Feminismus auch, dass man als Frau einfach auch gewissen Dinge von einem Mann verlangt und einfordert.
Stimme voll zu! <3
Spricht mir voll aus der Seele..
Ich habe den Artikel gelesen und sehe ihn nicht als Angriff auf Mütter, die natürlich Gebären wollen. Vielmehr beschreibt der Artikel wie Frauen mit Wunschkaiserschnitten oder Kaiserschnitten allgemein angegriffen und zu einer Rechtfertigung genötigt werden. Und zwar von einer Gesellschaft, die daran glaubt, dass nur eine natürliche Geburt das Wahre ist.
Ich hatte letztes Jahr einen geplanten Kaiserschnitt aufgrund psychischer Indikation. Ich habe in meinem Leben leider Gewalt erfahren und leide unter einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Trotz schwangerschaftsbegleitender Therapie und einer einfühlsamen Beleghebamme war die Aussicht auf eine normale Geburt bei mir so angsterfüllt, dass sogar meine Hebamme (die sich sonst gegen Kaiserschnitte einsetzt) sehr viel Verständnis für meinen Wunsch äußerte. Natürlich wird man bei einem kaiserschnitt auch angefasst, es ist eine OP, aber man wird eben nicht über einen längeren Zeitraum immer wieder im Intimbereich angefasst. Es war das kleinere Übel für mich. Bei einer normalen Geburt wäre mein Trauma nur vergrößert worden und meine Beziehung zum Kind gefährdet. Erst als ich wusste, ich kriege einen Kaiserschnitt, war in in der Lage, mich auf das Baby zu freuen.
Ich bin mir natürlich bewusst, dass ich eine Ausnahme bin, aber ich erzähle das, um Ihnen meine Situation zu verdeutlichen. Und obwohl ich diese Gründe hatte, musste und muss ich mich ständig rechtfertigen. Wir Kaiserschnittmütter werden als Mütter zweiter Klasse dargestellt. Wir sollen uns rechtfertigen. Ständig kommt die Frage, ob es wirklich nötig war. Nicht jede Frau möchte ihr Innenleben und ihre Gründe für einen geplanten Kaiserschnitt offenlegen. Das ist etwas sehr persönliches und man sollte den Wunsch einer Frau nach einem Kaiserschnitt akzeptieren, ohne dass sie in die Defensive gedrängt wird.
Eine Freundin von mir hatte einen Wunschkaiserschnitt, Jahre früher eine Abtreibung und sie sagte mir mal, für den Kaiserschnitt musste sie sich häufiger und mehr rechtfertigen.
Davon handelt der Artikel. Er beschreibt z.B. den Druck, den Frauen wie ich in Foren ausgesetzt sind. Dieser Druck geht von Befürwortern der natürlichen Geburt aus.
Ich würde mir wünschen, man würde die Wahlfreiheit der Frauen akzeptieren. Das heißt auch den Wunsch nach einem Kaiserschnitt ohne Rechtfertigungsdrang und Bereiten eines schlechten Gewissens.
Ich bin dafür, dass eine Frau zuhause gebären kann, im Geburtshaus, im Krankenhaus, mit oder ohne Schmerzmittel, aber eben auch mit Kaiserschnitt.
Mhm, das habe ich nicht aus dem Artikel rausgelesen. Aber ich bin auch total gegen eine solche Stigmatisierung. Ich betreue auch Wunschkaiserschnittfrauen. Ich frage auch immer warum. Aber nicht, um eine Rechtfertigung zu hören, sondern weil es wirklich manchmal Frauen gibt, die damit nur einem Trend folgen und gar nicht wissen, worauf sie sich einlassen. Solche Frauen machen sich später Vorwürfe. Wenn eine Frau das aber sicher möchte, aus welchen Gründen auch immer, oder auch aus keinen konkreten, aber sie einfach will, dann ist das so. Das ist OK.
Ich bin eine dieser Befürworterinnen der natürlichen Geburt. Aber es ist ja nicht meine Geburt, sondern die der jeweiligen Frau. Jede soll so gebären, wie es sie glücklich macht. So sehe ich das.
Hoffen wir das all diese Möglichkeiten erhalten bleiben!
Das haben Sie nicht rausgelesen?
Haben Sie denn folgende Sätze aus dem Artikel gelesen und wie würden Sie sie interpretieren?
“Wir verherrlichen die natürliche Geburt (…) Der soziale Druck, natürlich zu gebären, ist immens.“
So immens, dass sich trotz der erkennbaren Risiken einer natürlichen Geburt nur wenige trauen, offen von vorneherein den Wunsch nach einem Kaiserschnitt auszusprechen. Solche Frauen haben eine denkbar schlechte Presse, sie sind Memmenmütter, Angstneurotikerinnen, „too posh to push“ (zu fein zum Pressen). Wie die Aburteilung wirkt, lässt sich in einschlägigen Internetforen nachlesen. Dort berichten Schwangere, wie sie in Geburtskliniken regelrecht genötigt werden, ihren Kaiserschnittwunsch zu begründen. Sie sehen sich oft in der Rolle der Bittstellerin und werden abgekanzelt mit Sätzen wie „Wenn man Angst hat, sollte man vielleicht gar nicht erst schwanger werden.“
…
“Wer wirklich allein auf weiter Flur steht und tough sein muss, sind die
Kaiserschnittmütter.”
Gelesen habe ich das schon, ich denke nur nicht, dass man das so verallgemeinert sagen kann, wie Frau Lenzen-Schulte das beschreibt. Die meisten Kliniken stehen der Wunschsectio doch sehr offen gegenüber.
Und die “erkennbaren Risiken der natürlichen Geburt” stehen den erkennbaren Risiken der Sectio gegenüber.
Zu den Foren kann ich nichts sagen. Dort lese ich nur selten mit.
Das eigentliche Problem ist doch das Herumhacken der Mütter aufeinander. Kaiserschnittmütter gegen Spontangeburtsmütter und gegen Hausgeburtsmütter. Das muss aufhören. Und es muss auch aufhören, dass ständig Gründe gesucht werden, die eins davon zum einzig Wahren zu erklären. Wir sind nunmal unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlichen Wünschen. Wenn wir das akzeptieren, sind wir einen großen Schritt weiter.
Genauso habe auch ich den Artikel gelesen. Als eine Entlastung für Kaiserschnittmütter, nicht als ein “Bashing” der natürlich Gebärenden.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass auch mein erstes Kind ein Kaiserschnitt war -medizinisch indiziert – auch nach Vermessung im MRT ist von einer natürlichen Geburt bei BEL und Verdacht auf Retardierungsstörung beim Kind – ist zu einem Kaiserschnitt geraten worden. Und das in einer Klinik, die auch BEL natürlich entbindet.
Der Kaiserschnitt war ok, das Geburtserlebnis trotz Vollnarkose gut, aber von der Gesellschaft wird man als Kaiserschnittmutter vielfach als Mutter 2. Klasse behandelt. Ein Grund die Hebamme für das zweite Kind zu wechseln. Das ist mir nach der natürlichen Geburt meines zweiten Kindes nicht widerfahren, trotz leichter Hilfe mit Glocke…
In Summe hatten beide Geburten Licht und Schattenseiten und ich würde behaupten ich habe beide Kinder geboren.
Ein Kaiserschnitt ist eine große Bauch-OP. Das sollte man nicht verharmlosen, aber wie stark der Beckenboden bei einer natürlichen Geburt nicht nur kurzfristig durch Risse/Schnitte sondern auch langfristig geschädigt wird, das wurde auch in keinem meiner Geburtsvorbereitungskurse angesprochen.
Mir ging es ähnlich, aber das mutter*-sein nach dem wunschkaiserschnitt, hat mir so viel vertrauen in mich selbst gegeben, dass die zweite, eine schmerzmittelfreie spontangeburt, für mich das schönste erlebnis meines lebens als feministin wurde, das habe ich geschafft, ich allein!!! Dieses wissen, um die einheit von mir und meinem körper, kann mir nichts mehr nehmen und ich wünsche jedem menschen, dass er in seinem selbstgefühl so weit kommt! Ob mit einer geburt, dem erklimmen eines berges, oder einem anderen schlüsselerlebnis.
Die ganzen diskussionen um die bindung sind schwachsinn, ich liebe meine kinder beide, sie sind individuen und desshalb liebe ich jede für ihr ich! Auch die sache mit den anpassungsstörungen…meine erste hat sofort gesucht und getrunken, meine zweite hat eine weile gebraucht… es ist vermessen über die persönlichen entscheidungen anderer zu urteilen und deine entscheidung basiert ja letztendlich auf dir widerfahrener gewalt, die die gesellschaft, die uns verurteilt zu verantworten hat, nicht du!
Deine entscheidung ist eine folge, du schreibst du hattest angst. Du emfindest den kaiserschnitt nicht als einfriff in deine persönlichkeit. Das ist nicht falsch. Ich habe es anders emfunden, der kaiserschnitt war schrecklich, aber dass sich meine ängste vor der natürlichen geburt nicht bewahrheitet hätten, kann nicht einmal ich mir heute versprechen. Doch bin ich froh und tief beeindruckt, wie sehr sich meine grundprobleme durchs elterntei-sein, in diese verantwortung geschupst zu sein, gelößt haben und dieses lösen wünsche ich dir, von ganzem herzen!
Lovis
“”Rabenmutter-Feminismus – Mir ist bereits mehrfach aufgefallen, dass Mütter zunehmend von Feministinnen kritisiert werden.”” Ja, das ist mir auch schon aufgestoßen. Vielleicht besteht hier ja Interesse daran zu erfahren, dass es auch unter Müttern matri-femine Bewegungen gibt, zum Beispiel die Gruppe MatriParis, die in den Social Media mit mehreren anderen Müttergruppen (nicht mit allen) vernetzt ist. (Neuerdings hat diese Gruppe übrigens auch eine seperate Männergruppe.) Wir sagen von uns, wir sind matri-femin. Ich bin also eine Matri-Feministin. Einen Feminismus, der es nur den Männern gleichtun möchte, empfinde ich als ziemlich patriarchal. Ebenso einen Feminismus, der wertet. Wir Mütter müssen uns aber nicht von solch patriarchalen Feminismen erschlagen lassen. Im Gegenteil. Greifen wir den Feminismus doch auf und gestalen wir ihn mit. Ich habe hier die HP von MatriParis verlinkt… Weisheit bedeutet für mich, das Weibliche zu verbinden, und es nicht in Mütter oder Frauen zu spalten – und schon gar nicht in “natürliche Geburt” oder “Kaiserschnitt”. Wir Frauen sollten einander nicht in Rechtfertigungsdruck bringen.
Uuups, ich hab gedacht, die angegebene URL wird im Beitrag mit angezeigt. Hier ist die URL zur öffentl. HP der Gruppe MatriParis im Facebook: http://matriparis.wix.com/matriparis
Danke Brigitte, kenne ich noch nicht, schau ich mir aber an.
Liebe Jana,
ich bin so dankbar, dass du mit diesem Artikel einen Standpunkt herausgearbeitet hast, der feministischer nicht sein könnte.
Dieser indoktrinierende, abhängig machende, meine Selbstbestimmung unterlaufende Feminismus wie er in letzter Zeit immer wieder sichtbar wird ist mir ein großer Dorn im Auge. Er macht so unglaublich unfrei und zwingt uns als Frauen in ein neues Gefängnis. Eine eiserne Maske die am besten hochhackige Schuhe trägt und geschminkt zum Kaiserschnitt kommt?
Wer sind diese Menschen, die da gerade auf allen Ebenen arbeiten, um uns Frauen und Müttern der Zukunft nehmen wollen? Offenbar sind selbst die Feministinnen von wirtschaftlichen Interessen unterwandert – ebenso wie wir es in Politik, TV und Sozialversicherungssystem (Stichwort Krankenkasse vs Hausgeburt) gerade sehen.
Eine gruselige Hexenjagt 2.0
~Tabea
Ich bin Mutter von 2 Kindern, die ich beide zu Hause zur Welt gebracht habe. Ich bin auch Feministin.
Allerdings finde ich den Artikel der Emma auch zum Haare raufen!
Statt die Kinder leiden zu lassen und (werdenden) Müttern etwas einzureden, sollte man die Selbstbestimmung und Aufklärung zu verschiedenen Möglichkeiten der Geburt fördern.
Statt Mütter, die neben der Kinderbetreuung auch arbeiten wollen, zur Fremdbetreuung ihrer meist viel zu jungen Kinder zu nötigen, sollte eine kinderfreundlichere Arbeitswelt her.
Vor allem aber sollte aus allen Köpfen der Gedanke verschwinden, das Kinderbetreuung und Erziehung allein Sache der Mutter ist!
Genau diese Kommandare hier bestätigen doch den EMMA Artikel. Sobald eine Frau sich für einen Wunschkaiserschnitt entscheidet, muss sie sich unweigerlich für Ihre Entscheidung rechtfertigen und genau ist es was EMMA kritisiert. Es geht doch nicht darum was der bessere Weg ist, spontan oder pervKaiserschnitt, sondern es geht hier um Toleranz und ECHTE Wahlfreiheit. Richtig ist meiner Meinung nach das, wofür sich eine Frau individuell entscheidet. Die natürliche Geburt wird leider in unserer Gesellschaft als das non plus ultra angesehen, aber dabei werden alle Frauen die diesbezüglich anderer Meinung sind scharf kritisiert. Lediglich der Notkaiserschnitt wird gesellschaftlich akzeptiert. Frauen die anderer Meinung sind brauchen in Deutschland wirklich ein dickes Fell und viel Mut und das es endlich mal einen Artikel gibt, der genau das kritisiert finde ich großartig und ich kann nur sagen Danke EMMA. Niemand sagt, dass alle Frauen per Kaiserschnitt entbinden sollen, das wäre ja absurd…ich bin tolerant und denke jede Frau soll selber entscheiden können. Ich fordere aber die gleiche Toleranz auch für die Frauen ein, die sich eben für einen Wunschkaiserschnitt entscheiden. Ja es stimmt auch der Kaiserschnitt birgt nicht wenige Risiken, aber wenn man wirklich eine selbstbestimmte Entscheidung treffen will, sollte man ehrlich sein und die Fakten auch zum Kaiserschnitt wahrheitsgemäß wiedergeben. Kaiserschnitt ist nämlich nicht gleich Kaiserschnitt und in der Tat werden all zu gerne ALLE durchgeführten Kaiserschnitte in einen Topf geworfen und dann wird den Frauen erzählt wie schlimm das alles für sie und das Kind ist. Dabei wird leider vergessen zu erwähnen, dass ein Kind welches in der 40. SSW per Wunschkaiserschnitt geholt wird nur sehr sehr selten Anpassungsprobleme hat. Hier darf man auf keinen Fall die Kinder mit denen vergleichen, die per Kaiserschnitt viel zu früh geholt werden mussten…auch sollte man diese Kinder nicht mit jenen in einen Topf werfen, die zwar reif, aber per Notkaiserschnitt auf die Welt gekommen sind. Bei einem Notkaiserschnitt muss nämlich (sollte die Frau keine PDA liegen haben) aus Zeitgründen eine Vollnarkose gemacht werden, diese belastet natürlich Mutter und Kind und es wäre sehr unfair die daraus resultierenden Anpassungsstörungen dem Kaiserschnitt per es zuzuschreiben. Des Weiteren sollte man auch nicht unerwähnt lassen, dass das Thromboserisiko bei einem Wunschkaiserschnitt deutlich niedriger liegt als bei einem Notkaiserschnitt…aber was wird gemacht? Hier wird nicht unterschieden, sondern es heißt perse Kaiserschnitt gleich erhöhtes Thromboserisiko…ich könnte hier noch viele viele Beispiele bringen, aber darum geht es mir gar nicht. Es geht mir nur darum, dass sich JEDE Frau mal überlegt wie tolerant bin ich eigentlich und ALLE Frauen sollten hier wirklich mal zusammen halten und dafür eintreten, dass JEDE Frau für sich individuell entscheiden darf und egal wie sich sich entscheidet, dass dann auch gut und richtig ist. Genau dafür sollten wir kämpfen und eintreten, diese schließt ALLE Frauen mit ein, egal ob sie zu Hause, im Geburtshaus, im Krankenhaus, spontan oder per Kaiserschnitt entbinden und wir sollten ALLE Geburtsformen fördern, dies betrifft v.a. auch die Rolle der Hebammen. Ich finde es sehr sehr wichtig eine gute Hebamme zu haben und bin super glücklich über meine Hebamme, denn auch Wunschkaiserschnittfrauen wollen eine gute Hebammenbetreuung…ja ihr Job ist dann nicht die Geburt im Kreissaal betreuen, sondern die Vor-und Nachsorge…die Begleitung in den OP, Stillberatung, Wundversorgung etc. Wenn man aufhört den Job der Hebamme nur als Begleitung unter der Geburt zu sehen, sondern viel weiter und allumfassender, würden auch die Hebammen eine größere Anerkennung und Wertschätzung erhalten…sie sind nämlich so viel mehr…psychologische Stütze und eine gute Hebamme begleitet auch Frauen nach Fehlgeburten, nur wissen viele das nicht. Ich wünsche mir, dass wir Frauen in einer offenen und toleranten Gesellschaft leben, wo offen auch über unschöne Dinge gesprochen und vorurteilsfrei informiert wird. Es gibt nicht den Richten Weg, sondern jede Frau muss ihren Weg finden.
Ich bin Feministin, Mutter eines Sohnes und gerade wieder schwanger. Nach einer von mir traumatisch empfundenen Geburt in der Klinik möchte ich dieses mal im Geburtstagsgaus entbinden. Also, ja, ich bin persönlich für mich von dem Konzept der natürlichen Geburt und der Wahlfreiheit sehr überzeugt.
Ich lese die Emma regelmäßig und war auch erst empört über den Artikel. Nach dem zweiten Lesen musste ich mir jedoch sagen: Wahlfreiheit heißt eben auch, dass die Wahl des Kaiserschnitts akzeptiert werden muss, was der Artikel im Kern fordert. Nichtsdestotrotz habe auch ich mich durch den Artikel provoziert gefühlt. Ich will zudem noch deutlich sagen, dass Emma schon wiederholt über die prekäre Situation der Hebammen in Deutschland kritisch berichtet hat.in der Emma schreiben viele freiberufliche JournalistInnen, die zu unterschiedlichen Themen unterschiedliche Ansichten vertreten.
In meiner Überzeugung kritisierst der Feminismus übrigens nicht Mütter und auch nicht solche, die zu Hause betreuen, sondern die oftmals ignorierten Folgen dessen. Finanzielle Abhängigkeit vom Vater bedeutet nämlich immer auch ein Ungleichgewicht in der Beziehung und erhöht das Risiko als Alleinerziehende und/oder im Alter in der Armut zu landen immens. Dass wird in der Diskussion von Müttern, die zu Hause bleiben bevorzugen gerne außen vorgelassen. Im Endeffekt kritisieren wir Frauen doch immer gerne diejenigen, die es anders machen als wir. Rabenmütter gegen Helikopter-Mütter. Mehr Toleranz, Verständnis und vor allem Solidarität unter Frauen wären für den Feminismus und die Gleichberechtigung ein enormer Fortschritt.
Mein Ziel ist es, meinem Kind eine zufriedene Kindheit zu bieten, in dem Mama und Papa in gleichen Teilen für ihn da sind und selbst ein zufriedenes Leben führen, weil sie sich selbst dabei nicht ganz vergessen haben. Gleichberechtigt und liebevoll, im Umgang miteinander und mit den Kindern. Gelingt nicht immer, aber wir arbeiten ständig daran :).
Danke für den tollen Blog, liebe Jana, den ich wirklich gerne lese!
Ich habe den Artikel in der Emma auch gelesen. Und die Absicht dahinter war, die Frauen zu stärken, die sich für einen Kaiserschnitt entscheiden, denn die stehen in der Tat allein auf weiter Flur. Die Autorin hat bloß teilweise unglückliche und für konventionelle Mediziner typische Argumente aufgefahren, die die Risiken natürlicher Geburten in den Vordergrund stellen. Schade!
Die generelle Kritik an der Zeitschrift Emma finde ich aber unberechtigt. Vielleicht sollten wir alle uns mal vor Augen führen, was Alice Schwarzer in den letzten Jahrzehnten für die Frauen und deren Selbstbestimmung getan hat und im Moment tut.
An dieser Stelle sollte auch klargestellt werden, wer den Frauen vorschreibt, wie sie zu gebären haben.
Nicht die Emma diktiert, wie dies erfolgen soll, sondern die Gesellschaft gibt vor, wie es nicht! erfolgen soll (z.B. per Wunschkaiserschnitt).
Und nicht Emma befiehlt den Frauen, dass sie alle schnell abstillen und wieder arbeiten müssen, sondern die Gesellschaft vermittelt ihnen, dass sie das nicht! dürfen, weil sie sonst Rabenmütter sind.
Emma vertritt den Standpunkt, dass man deshalb keine Mutter zweiter Klasse ist, sondern dass diese Entscheidungen und Modelle neben anderen! auch Akzeptanz verdienen. Bitte, liebe Jana, denken Sie aus dieser Perspektive nochmal darüber nach!
Dass die Situation der Hebammen in Deutschland kritisch ist, macht uns alle unfassbar traurig.
Aber die Tatsache, dass Kaiserschnitt-Müttern und vaginal gebärenden Müttern nicht dieselbe Akzeptanz zukommt, ist unabhängig davon ein Thema.
Es gibt eben Frauen, die sich nach gründlichem Abwägen für einen Kaiserschnitt entscheiden, z.B. aus psychischen Gründen. Mag sein, dass diese Frauen einen Arzt zu finden, der ihrem Wunsch nachkommt. Aber darüber hinaus ernten sie bloß Verurteilung, selbst von manchen Hebammen. Wie finden Sie das? Wer soll Ihrer Meinung nach diesen Frauen eine Stimme geben? Auf ein Statement von Ihnen freue ich mich sehr.
Liebe Frau M, ich finde es total in Ordnung für mehr Akzeptanz für Sectiomütter zu werben. Aber wenn das nur geht in dem man auf Spontangeburtsmüttern rumhackt, läuft irgendwas falsch. Ich habe die EMMA dafür kritisiert, dass sie genau das tut: wieder Frauen gegeneinander ausspielen. Klappt auch schon wieder wunderbar, leider!
Wenn wir erreichen wollen, dass Mütter einfach Mütter sind und nicht an ihren “Geburtsleistungen” gemessen werden, muss dieses Ringen um “was ist besser” aufhören.
Ich denke auf jeden Fall auch, dass in unsrer Gesellschaft etwas enorm falsch läuft. Aber es wird sich auch nicht ändern, wenn sogar die Mütter untereinander nicht einig werden.
Liebe Grüße
Jana
Zum Thema, dass Mütter sich mit Vorliebe gegenseitig fertig machen, hat auch die ZEIT gerade einen Artikel veröffentlicht: http://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2015-02/mutter-kind-beziehung-wutmuetter-christ-und-welt
Liebe Jana,
vorab möchte ich sagen, dass ich deinen Blog wirklich sehr, sehr gut und informativ finde und dass ich mich sehr freue, dass du hier diesen offenen Austausch möglich machst.
Das Buch “Königsweg Kaiserschnitt” habe ich erst gestern gelesen und dann auch den Artikel in der Emma. Ich beschäftige mich momentan sehr intensiv mit dem Thema Wunschkaiserschnitt (traumatisch erlebte Geburt und große Angst vor einer zweiten Schwangerschaft, nun Gesprächstherapie auf Anraten meiner Hebamme …), daher habe ich mir den “Königsweg Kaiserschnitt” heruntergeladen und durchgelesen.
Ich will das ganze Buch nun nicht besprechen. Einen Aspekt möchte ich daraus jedoch nennen: Lenzen-Schulte konstatiert und kritisiert, dass allein die spontane, natürliche Geburt die “richtige” Art ist, ein Kind zu bekommen; wie ein Idealbild hängt sie über allem, ganz besonders in Deutschland.
Und da sprach sie mir doch sehr aus der Seele … Die spontane Geburt ist das, was alle machen, “da müssen wir alle durch”, wie die Brigitte mom jüngst titelte, Kaiserschnittgeburten sind irgendwie keine “richtigen” Geburten und WSK ist völlig verteufelt, genauso wie nicht zu stillen. Es herrscht so ein massiver Druck in Deutschland, das finde ich wirklich, wirklich schlimm. Lenzen-Schulte zeigt in ihrem Buch auch die Risiken einer spontanen Geburt auf und da muss ich sagen: Das fand ich doch mal ehrlich …
Und das ist auch etwas, das ich in der ganzen Ratgeberliteratur und auch in meinem Geburtsvorbereitungskurs im Nachhinein – hinterher weiß man immer mehr – vermisst habe.
Als Hebamme hast du natürlich eine ganz andere Sicht auf das Thema Geburt und kannst aus deinen Erfahrungen schöpfen. Und Gott sei Dank ist die Mütter- und Säuglingssterblichkeit in Deutschland sehr niedrig.
Aber eine spontane Geburt birgt nun auch ihre Risiken und meiner Meinung nach wird das viel zu wenig angesprochen. Wie viele Geburten erfolgen denn völlig natürlich und völlig ohne Komplikationen? Ich dachte vor der Geburt meines Sohnes, dass das der Normalfall wäre, aber das ist es einfach nicht! Dammrisse, Dammschnitte, Notsectios, Wehenmittel … Vom abnormen Schmerz mal ganz abgesehen. Keine, ungelogen KEINE meiner Freundinnen, die jetzt Mutter sind, hat eine spontane Geburt ohne Eingriffe gehabt. Wirklich keine.
Aber darüber “spricht man nicht”. Um werdende Mütter nicht abzuschrecken. Ich hätte eine ehrliche Antwort auf meine Fragen, die ich als Schwangere an Mütter zum Thema Geburt und Schmerz, sehr hilfreich gefunden.
Es ist doch mein gutes Recht als Frau und Gebärende zu wissen, wie heftig es sein kann. Ich empfinde das fast schon als Vorenthalten von Informationen; meine diversen Schwangerschaftsbücher und auch meine Hebamme – sie haben alles so weich gezeichnet und immer den Körper der Frau betont, der “das schon schaffen wird, er ist dafür gemacht, seit Jahrtausenden bekommen Frauen Kinder, denn sie sind das starke Geschlecht”.
Ist denn das so …? Eine Geburt ist so wahnsinnig existenziell, es geht schlicht um Leben und Tod, das kann eine wirklich, wirklich schlimme Erfahrung sein – ich finde, es macht es nicht besser, nicht darüber zu reden. Und vor nicht allzu langer Zeit sind die Frauen auch in Deutschland unter der Geburt gestorben. Nature sucks, da geht es schlicht um survival of the fittest. Nicht der Stärkste überlebt, der Bestangepasste. Und das sind nun mal nicht alle.
Daher fand ich das Buch für mich sehr hilfreich, weil meiner Meinung nach der Versuch unternommen wird, die Frau von diesem Ideal der spontan und natürlich Gebärenden zu befreien und die angstvolle Schwangere in ihrer Sorge um das Leben ihres Kindes und um das eigene Leben ernst zu nehmen.
Ich höre so oft von Schwangeren “Ich möchte es auf jeden Fall spontan versuchen.” Aber was heißt denn dieses “Versuchen”? Das Gegenteil ist – Scheitern. Das ist doch schlimm, mit solch einer Einstellung in eine Geburt zu gehen: Ich versuche spontan zu gebären. Wenn man es nicht schafft – ja, dann kommt der ungeliebte Kaiserschnitt oder gar die Saugglocke oder Zange und die Frau bekommt das Gefühl – ja, genau, dass sie es NICHT geschafft hat, dass sie eine Versagerin ist.
Von diesen Gedanken, von diesem völlig überhöhten Ideal loszukommen, das ist meiner Meinung nach die Intention des Buches.
Liebe Janne, erst mal Danke für Dein liebes Bloglob!
Ich verstehe Deine Kritik und nach einer traumatisch erlebten Geburt muss es wie ein Hohn klingen, wenn andere Frauen, oder gar Hebammen von diesem phantastischen Gefühl sprechen und die natürliche Geburt propagieren. Natürlich gibt es traumatisch erlebte Geburten, so wie es auch traumatisch erlebte Sectios gibt. Ich habe von beiden “Lagern” schon Frauen betreut: die Spontangeburtsmutter, die eine echt fiese Dammverletzung davon trug und im Nachhinein lieber einen Kaiserschnitt gehabt hätte. Und die Wunschsectiomutter, die mit suppender Narbe und Schmerzen im Wochenbett lieber spontan geboren hätte.
Du sagst: “Lenzen-Schulte konstatiert und kritisiert, dass allein die spontane, natürliche Geburt die “richtige” Art ist, ein Kind zu bekommen; wie ein Idealbild hängt sie über allem, ganz besonders in Deutschland.”
Klar ist doch, dass die spontane Geburt erst mal der normale Weg ist, ein Kind zu bekommen. Und das bedeutet nicht automatisch, dass ein Kaiserschnitt schlecht oder falsch ist, sondern halt eine Alternative. Ich bin übrigens sehr froh über diese Möglichkeit. Und ich finde es auch gut und vor allem wichtig, dass Frauen die Wahl haben, welcher Weg für sie der Richtige ist. Aber nur 3,8% aller Frauen wollen einen Kaiserschnitt! Warum darf die spontane Geburt denn kein Idealbild sein, wenn es sich doch so viele Frauen wünschen? Warum ist das verwerflich? Ich finde das total OK. Was ich nicht OK finde, ist die Wertung. Das ist doch das Problem. Darunter leiden die Frauen.
Was mich etwas irritiert ist, dass Du einerseits sagst, die Geburt wird überall schön geredet und andererseits, dass Du nur von schlimmen Geburten hörst, und ja auch die Brigitte mit: „da müssen wir alle durch“ zitierst, was ja auch nicht gerade positiv klingt.
Dass eine Geburt kein Spaziergang ist und mit Schmerzen verbunden, ist glaub ich jedem klar. Da gibt es nichts schön zu reden.
Ich finde es aber immer schwierig in der Geburtsvorbereitung das richtige Maß an Aufklärung zu finden. Bespreche ich alle Eventualitäten, bekommen Frauen Angst und das Risiko wirklich eine schlimme Geburt zu erleben steigt. Bespreche ich zu wenig, kann es passieren, dass eine Frau etwas Unerwartetes erlebt. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Erwartungshaltung eine riesige Rolle spielt. Daher ist es kontraproduktiv vorher Schauergeschichten zu erzählen. Ich glaube sogar, dass es zunehmend schlimme Geburten gibt, weil das öffentliche Bild von einer Spontangeburt ein Schlimmes ist. Daher finde ich den Ansatz der positiven Programmierung von Hypnobirthing ziemlich einleuchtend.
Grundsätzlich ist das große Thema die „Selbstbestimmung“. Und da gehört eben von der Wassergeburt im eigenen Wohnzimmer bis zur Wunschsectio alles hinein. Damit beschäftige ich mich viel und das war auch einer der Hauptgründe für den Blog.
Denn viele von den Interventionen, die Du ansprichst müssten überhaupt nicht sein. Das ist ein ganz schlechter Trend, der da gerade vorherrscht. In der Geburtshilfe ist nämlich “viel tun” nicht immer das Beste was man machen kann. Man braucht Geduld, Erfahrung und Vertrauen. Aber all das kommt vor lauter Angst (der Geburtshelfer vor rechtlichen Konsequenzen) und Personalmangel zu kurz. Und genau da beginnt der Teufelskreis. Denn dadurch entstehen überhaupt erst schlechte Geburtsverläufe.
Danke für Deinen Kommentar.
LG
Jana
Der “soziale Druck” ist das Problem, den viele Frauen mitaufbauen – neben Expert/innen, Politiker/innen, Leuten, die ihre eigenen Agenda haben.
Aber man braucht nicht auf diese Leute zu schielen – es reicht, sich anzuhören, wie unter Frauen und Müttern beurteilt und abgewertet wird – der Respekt vor Lebensmodellen, die anders sind als das eigene, ist oft recht schwach ausgebildet. Oft sind es einfach unbedachte Kommentare, die verunsichernd wirken – von “Ach, ein Kaiserschnitt, das ist ja gar nicht gut fürs Kind.” bis zu “Wie, eine Hausgeburt, na DAS Risiko möchte ich nicht eingehen.” Und dieses lustige Bewertespielchen beginnt vor der Geburt des Kindes und setzt sich dann fort über Jahre.
Insofern ist der EMMA-Artikel ein guter Stein des Anstoßes – jede soll sich doch mal an die eigene Nase fassen und überlegen, was sie so von sich gibt, wenn sie mit anderen Müttern plaudert. Spricht daraus die Erkenntnis, dass es viele unterschiedliche, legitime Lebensmodelle gibt? Spricht daraus ein Respekt vor dem, wie das Gegenüber sein Leben lebt? Wird im eigenen Umfeld ständig das Lebensmodell anderer be- und abgewertet?
Hallo Jana!
Das kann ich nur zu 100% unterschreiben!
Für mich ist Alice Schwarzer/EMMA nicht feministisch. Ich erinnere da nur mal an Aussagen wie: “Heterosexueller Geschlechtsverkehr bedeutet für eine Frau die Unterwerfung unter den Mann.”
Wenn unEMMAnzipiert heißt: Spaß an Sex mit (m)einem Mann zu haben und es zu genießen einen Körper zu haben, der Leben schenken kann und dies auch zu tun. Dann bin ich gerne unemanzipiert.
Dafür lebe ich selbstbestimmt und glücklich: Als Frau, als Mutter, als Freundin, als Geliebte, als Tochter, als Arbeitskollegin, als Mitarbeiterin, als Chefin, als Hausfrau etc.
Wir sind alle Schwestern, verhalten wir uns endlich so, statt uns für unsere Lebensentwürfe fertig zu machen!
LG,
Katha
Super gesagt! Danke!
J
Hallo, auf swr2 lief eine Diskussionsrunde mit der Schreiberin. Scheint mir auf eher verlorenem Posten zu stehen, verteidigt ihre Meinung aber verbissen. Die zuhörende Mutter staunt, die zwei echten Experten in der Sendung wundern sich. Man hört das Kopfschütteln regelrecht.
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/swr2-forum/swr2-forum-geburt-im-operationssaal/-/id=660214/did=15606368/nid=660214/dcgczz/index.html
Danke für den Link!
LG Jana
Danke für den Link,
habe die Diskussion eben gehört.
Man merkt, daß Frau Lenzen Schulte keine wirklich guten Argumente auf ihrer Seite hat.
Prof. Louwen erwähnt an einer Stelle, die Studien, die sie zitieren würde, sind von minderer Qualität. Vieles, was sie in ihrem Buch, aus dem sie ja unentwegt zitiert, behauptet, sei gar nicht belegt oder eine Einzelmeinung
Prof. Louwen argumentiert ruhig und souverän, ähnlich die anwesende Hebamme. Frau Lenzen Schulte verteidigt ihren Standpunkt teils sehr erregt und mit Argumenten, die Louwen und die Hebamme sehr rasch und begründet wiederlegen.
Es ist eben eine Sache, einen provozierenden Artikel in der EMMA zu veröffentlichen und eine andere Sache, seinen Standpunkt der durch angeblich wissenschaftlich wasserdichten Belege gestützt wird, gegen geburtshilfliche Experten mit jahrelanger Erfahrung zu verteidigen, die noch dazu einen Überblick über die wissenschaftliche geburtshlfliche Literatur haben.
Frau Lenzen Schulte hingegen hat leider nie in der Geburtshlfe gearbeitet. Ihre Sichtweise ist die einer Theoretikerin, die sich lediglich mit Studien beschäftigt hat, welche Ihre Haltung zum Kaiserschnitt unterstützen.
In der Diskussion mit wirklichen Fachleuten wird ihr dies schnell zum Verhängnis.
Es reicht eben nicht aus, wild mit Studienergebnissen um sich zu werfen, wenn man keinerlei praktische geburtshlfliche Erfahrung hat.
Mal ganz ehrlich, die EMMA steht nicht für einen jungen feminismus von heute, ála laury penny! Für mich bedingt mutterschaft die weitergabe von feministischen erkentnissen. Ich denke, das ein ziehl des feminismus ist sich in ohrer haut wohl zu fühlen und nie habe ich mich in meinem körper wohler gefühlt, als wärend der natürlichen geburt meines zweiten kindes, da ich bei meinem ersten einen wunschkaiserschnitt hatte,
https://lovisraeubermutter.wordpress.com/2015/11/01/die-geburten-wunschkaiserschnitt-oder-schnell-und-einfach/
, ist das sehr interessant. Aber für mich ist es ein alter hut, dass sich die feministische bewegung gegen mütter* richtet. So ein quark, EMMA, steht im stern meiner muttergeneration, die teilweise unverträglich und untröstlich mit unserer vergangenheit sind, nun sie verstehe ich auch, sie sind in einer sehr feindseeligen welt groß und stark, zu kriegerinnen gewachsen, so mussten sie viele eigenschaften übernehmen, die ihnen führungsanspruch gewährte, ja, männlich besetzte eigenschaften, und so wurden sie selbst zu richtern anstatt zu ökoaktivistinnen.
Die presse und das bild der filmgeburt, des leidens und hilflos auf dem rücken liegen, wird den frauen eingetrichtert, wie dabei geatmet werden soll…
Mit möglichst vielen richtigen informationen habe ich die geburt am besten gepackt, ich wusste immer, was passiert und habe mich am ende etwas geärgert, die wohnung dafür verlassen zu haben, ich wusste ganz genau, ich hätte das auch alleine geschafft, ohne irgend eine andere, ich habe gesessen und sie selbst aufgenommen, die hebamme und der kinderarzt haben nur am rand gestört, so sollte es sein, ein eingriff in den körper ist immer auch ein eingriff in dich, für mich also eher antifeministisch, wenn uns nicht eine solche angst gemacht werden würde, würden wir doch alle mit dem finger an die stirn tippen, wenn jemand kaiserschnitt sagt, ohne, dass eine komplikation vorliegt.
Übrigens ist jede dritte geburt ein kaiserschnitt, wenn ichs richtig im kopf habe, ist jede dritte sectio ein wunschkaiserschnitt, also ist jede 9. Geburt ein wunschkaiserschnitt, scheiße noch eins, sich die bauchmuskeln durchtrennen zu lassen, sollye dich mehr angst machen, als wehen,…aber die deutschen haben auch mehr angst vor terror, als davor sich zu verschlucken, oder über die straße zu gehen. Das macht das zerrbild der medien und da sind wir dann bei macht und monopolrecht angelangt….
Lovis
Feministin bedeutet eigentlich nur, dass man der Meinung ist, dass Männer und Frauen gleiche Rechte haben sollen, weshalb ich es ziemlich seltsam finde wenn andere Frauen den Begriff wie hier als so negativ abstempeln. Wer es für besonders wertvoll hält jahrelang nach der Geburt zu Hause zu bleiben sollte sich im übrigen bewusst machen, dass sie sich damit faktisch von ihrem Ehemann komplett finanziell abhängig macht, und zwar typischerweise auf Dauer. Gerne werden die bösen arbeitenden Frauen, die (wo auch immer) Stimmung gegen das lange Aussteigen machen sollen als Feindbild herangezogen und die angeblich fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft beklagt. Tatsächlich ist aber doch eigentlich nicht wichtig, was man meint das andere sagen (was sowieso fast immer äußerst sibjektiv ist), sondern dass man sein Leben selbstbestimmt leben kann – und ohne eigene finanzielle Absicherung ist man nunmal abhängig. Wenn die Ehe ewig hält kann das funktionieren (auch wenn man dann stets in der schwächeren Position bleibt) aber wenn nicht steckt man schnell in der Armutsfalle, von der Frauen viel stärker bedroht sind als Männer. Daher wäre ich vorsichtig so zu tun, als ginge es nur um eine Form der Selbstverwirklichung oder Glaubensfrage.
Die Frage ist doch: geht nur entweder oder? Oder sollten wir vielmehr darum kämpfen, dass Carearbeit eben auch als solche anerkannt und auch finanziell berücksichtigt wird? Denn das ist für mich auch Feminismus.