Schwangerschaftsstreifen – Striae Gravidarum

Text enthält Affilliate Links*

„Ach, ich ärgere mich so!“ stöhnt Anja, als ich beim Wochenbettbesuch ihren Bauch abtaste, um zu sehen, ob die Rückbildung der Gebärmutter normal verläuft. „Was ist denn?“ frage ich arglos, denn ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem Verlauf. „Naja, ich hatte bis zum errechneten Termin keinen einzigen Schwangerschaftsstreifen. Dann ist Emil aber zwei Tage über den Termin gegangen und da ist die Haut dann doch noch gerissen. Und dabei hab ich immer so schön gecremt…“
Wenn der Bauch sich dehnt, kommt es häufig zu den unliebsamen Schwangerschaftsstreifen. Ob das passiert oder nicht, hängt zu einem kleinen Teil von der richtigen Ernährung und der Hautpflege ab. Zum größten Teil ist die Veranlagung zu einer Bindegewebeschwäche aber einfach genetisch bedingt. Ich empfehle den Schwangeren trotzdem immer Alles zu tun, um die Schwangerschaftsstreifen irgendmöglich zu verhindern. Dann müssen sie sich jedenfalls später keine Vorwürfe machen, sie hätten nicht alles versucht.

Wie entstehen die Schwangerschaftsstreifen?

Wenn die Haut ganz besonders schnell wachsen muss, sowohl in der Pubertät, als auch in der Schwangerschaft oder einfach bei einer besonders starken Gewichtszunahme, kann es vor allem an den Hüften, am Bauch und am Busen zu Dehnungsschädigungen kommen. Das passiert durch ein Auseinanderweichen des Bindegewebes, wodurch die tiefer liegenden Gefäße bläulich-rot durchschimmern.

Was kann man gegen Schwangerschaftsstreifen tun?

  • Gewichtszunahme
    Ich habe vor 16 Jahren noch gelernt, dass eine Gewichtszunahme zwischen 12 und 18 Kilo normal ist. Heute ist es nicht mehr ungewöhnlich, wenn Frauen am Ende der Schwangerschaft 25 Kilo zugenommen haben. Du sollst natürlich in der Schwangerschaft keine Diät machen, aber versuche dein Gewicht etwas im Auge zu behalten.
  • Gesunde Ernährung
    Wenn du keine besondere Diät einhalten musst, dann sollte auf deinem Speiseplan viel Fisch, Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Milchprodukte (natürlich pasteurisiert und homogenisiert) stehen.
    Auch auf die Aufnahme der Vitamine
    C (Obst und Gemüse, besonders Zitrusfrüchte, Hagebutte, Weißkohl, Holunderbeeren)
    E (Obst, Gemüse, Nüsse und Öle)
    und A (Eier, Mohrrüben, Brokkoli, Petersilie, Paprika)
    solltest du achten.
    Dabei solltest du auf keinen Fall einzelne Vitamine künstlich zufügen. Denn eine Überdosis, z.B. von Vitamin A, kann für dein Baby schädlich sein.
    Also, wenn überhaupt zusätzliche Vitamine, dann bitte nur ausdrücklich für die Schwangerschaft empfohlene Präparate verwenden und dies auch nur in Rücksprache mit deinem Frauenarzt.
    Nach Möglichkeit solltest du den Konsum von Zucker, Fett, Salz, Weißmehl und rotem Fleisch einschränken.
  • Flüssigkeitsaufnahme
    Ebenso wichtig wie die gute Ernährung, ist es ausreichend zu trinken. Dein Flüssigkeitshaushalt wirkt sich natürlich unmittelbar auf deine Haut aus. Vermeide jedoch zu viel Kaffee und Tee zu trinken.  Zu empfehlen ist vor allem Wasser, ungesüßter Tee und auch mal verdünnter Saft. Alles in allem sollten dabei 2-3 Liter pro Tag zusammenkommen.
  • Massagen
    Du kannst die Durchblutung der betroffenen Areale durch Massagen fördern.
    Das geht durch kreisende Handbewegungen, sowie durch Zupfen und Rollen der Haut. Du kannst deine Haut auch mit Hilfe einer Bürste oder einem Luffaschwamm vorsichtig bearbeiten. Aber Achtung! Wenn du vorzeitige Wehen hast, sollte die Massage am Bauch oberflächlicher ausfallen, oder besser noch ganz ausbleiben. Klär das bitte mit deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt.
  • Wechselduschen
    Um die Durchblutung zusätzlich zu fördern, eignen sich Wechselduschen besonders gut. Das heißt, du duschst abwechselnd kalt und warm – gern auch mehrmals –  wobei du stets mit kaltem Wasser abschließen solltest.
  • Geschmeidige Haut
    Trockene Haut neigt viel eher zum „Reißen“. In der Regel wird die Haut erst sehr trocken, dann juckt sie und dann entstehen Schwangerschaftsstreifen. Also immer schön cremen. Am besten mit einer reichhaltigen Creme aus Kakao- oder Sheabutter. Es eignen sich auch Öle. Du kannst z.B. ein Weizenkeim- oder Mandelöl nehmen, oder dir ein spezielles Schwangerschaftspflege-Öl besorgen. Benutze am Besten immer natürliche Produkte ohne Duft und Konservierungsstoffe. Ich empfehle immer gerne das Schwangerschaftspflege-Öl von Weleda.
  • Sport
    Frauen, die sich sportlich betätigen, neigen etwas weniger zu Schwangerschaftsstreifen. Welche Sportarten sich besonders eignen und worauf du beim Sport achten solltest, kannst du hier nachlesen.
  • Bindegewebsbelastung
    Zu heißes Baden, enge Kleidung und Rauchen sind Faktoren, die das Bindegewebe zusätzlich belasten können. Darauf solltest du also nach Möglichkeit verzichten.

Es ist wie es ist

Wenn, aller Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz, Schwangerschaftsstreifen aufgetaucht sind, heißt es erst mal abwarten. Die starke rötlich-bläuliche Färbung geht mit der Zeit zurück. Am Ende bleiben deutlich weniger auffällige, dünne, silbrige Narben zurück. Nein, die sind nicht schön. Aber als schwachen Trost kann ich Dir sagen: Du teilst sie mit 75% aller Mütter.

Anja hat natürlich ihrem Sohn die zwei Tage Verspätung verziehen. Sie hat sich mit ihren Schwangerschaftsstreifen arrangiert. Jede von uns trägt halt so ihre kleinen Blessuren mit sich rum. Erst grämt man sich etwas, aber natürlich ist das Kind am Ende jede kleine Narbe wert. Oder? Viel Glück!

*= Dieser Artikel enthält Affiliating-Links - Wenn du sie klickst und dann etwas kaufst, erhalte ich dafür vom Händler eine klitzekleine Vergütung - Danke dafür!

Jede Frau hat das Recht auf eine positive, selbstbestimmte Geburtserfahrung. Seit ich Hebamme geworden bin verhelfe ich Frauen dazu.
Ich bin Jana Friedrich, Mutter von zwei Kindern, Hebamme seit 1998 (und seit September 2020 mit B. Sc. of Midwifery), Bloggerin seit 2012, Autorin zweier Bücher, Speakerin und Expertin im Themenbereich Familie. Mit meiner Expertise unterstütze ich darüber hinaus auch Kulturschaffende, Firmen und Politiker*innen.
In diesem Blog teile ich mit dir mein Wissen und meine Erfahrung rund um Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und das erste Jahr mit Baby.
Du bekommst bei mir Informationen, Beratung und „Zutaten“ zur Meinungsbildung für eines der spannendsten Abenteuer des Lebens.

Mehr über mich →

18 Kommentare
  1. Avatar
    Neeva sagte:

    Schonmal eine Tigerin ohne Streifen gesehen?

    Der Spruch ist nicht von mir, aber ich find das den besten Beitrag zum Thema Schwangerschaftsstreifen. Es hilft natürlich beim Ruhigbleiben, wenn frau schon Dehnungsnarben an allem hat, was in der Pubertät gewachsen ist, und genau weiß wie unauffällig die Streifen mal werden.

    Ich liebe übrigens Kokosöl zum Einschmieren. Es zieht besser ein als die meisten Öle und hilft prima gegen das Jucken.

    Antworten
  2. Avatar
    Shira sagte:

    Ich hab mich sehr über den Artikel gefreut, ich glaub jede werdende Mama macht sich darüber Gedanken. Ich hab auch vor kurzem erfahren das ich schwanger bin, können Sie mir sagen ab wann man mit dieser speziellen Pflege beginnen sollte? Direkt am Beginn der Schwangerschaft?
    Ich freue mich über eine kurze Rückmeldung.

    Antworten
    • Avatar
      Sandra sagte:

      Ich habe in der ersten SS auch Streifen bekommen. Und nun, in der 2. SS, öle ich den Bauch mindestens 1x am Tag mit Jojoba-Öl ein, seitdem er sichtbar wächst. Und jetzt, in der 26 SSW, haben sie sich noch nicht vermehrt oder verdunkelt 😀 (obwohl es schon fast 12kg mehr sind).

      Ich hoffe, ich konnte dir etwas behilflich sein 😉

      Antworten
  3. Avatar
    elisa sagte:

    hallöchen,
    farge wenn mann aus der pubertät schon reichlich streifen mitbringt…hat die haut dann nicht auch “mehr platz”, weil vorgedehnt? oder geht diese rechnung nicht auf? muss ja ein gutes gehabt haben…seine meiste zeit als erwachsene frau diese “schicken blitze” (wie meine mann sagt) mit sich zumzutragen 😉

    Antworten
    • Avatar
      Jana Friedrich sagte:

      Ne, ich fürchte das ist nicht so, dass die Haut einfach schon vorgedehnt ist. Leider ist es eher so, dass das eine gewisse Bindegewebsschwäche schon zeigt. So das die Wahrscheinlichkeit für weitere Streifen eher steigt. 🙁

      Antworten
      • Avatar
        L sagte:

        …das kann ich nicht bestätigen. Ich habe aus der Pubertät Narben/Streifen an allen Stellen meines Körpers (gefühlt 😉 zurückbehalten, nämlich überall dort, wo ich kurvig wurde (Po, Hüfte, Innenschenkel, Busen) und am Bauch keinen. In meiner ersten Schwangerschaft (23 Jahre, 15 kg mehr) hab ich KEINEN Streifen am Bauch gehabt, jetzt mit 31, 18 kg mehr) und einem Baby, das fröhlich 9 Tage über Termin ging, habe ich rund um den Bauchnabel verkraftbare Streifen bekommen…. und zwar am Ende…grrr. Ich denke, es lag aber auch am Mehrgewicht und vll am Alter? Schade, denn ich fand meine Bauch so verschont von Streifen immer sehr schön. Allerdings erzählen sie jetzt doch eine süße Geschichte vom Baby, das mich echt geplagt hat und nicht kommen wollte und wie ich doch noch gegen alle Ratschläge der Ärzte wartete und nach meinem Kaiserschnitt bei Nr. 1 die natürliche Geburt haben konnte, die ich wollte! 😉 Insofern erinnern mich die Streifen an meine Kraft und Beharrlichkeit :)).

        Antworten
  4. Avatar
    Antonia sagte:

    Es ist zwar nicht direkt das Thema, aber ich muss dennoch fragen. Warum muss die Milch in der Schwangerschaft homogenisiert sein? Pasteurisiert ist selbstverständlich – alles andere wäre wegen der möglichen Keimbelastung unverantwortlich. Man bekommt im normalen Handel auch keine Milch, die nicht pasteurisiert ist. Aber dass ich meine Lieblingsmilch, die Bio- und sogar Demeterstandards erfüllt und von Kühen stammt, die fast ausschließlich Gras und Heu gefressen haben (Omega 3!), in der Schwangerschaft plötzlich nicht mehr trinken darf, weil sie nicht homogenisiert ist, habe ich bisher noch nicht gelesen/gehört. Könntest Du das bitte erklären? Vielen Dank!

    Antworten
  5. Avatar
    Jana Friedrich sagte:

    Also ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, warum Schwangere keine nicht homogenisierte Milch trinken sollten??? Wer sagt das? Wegen möglicher Allergiebahnung der größeren Fettpartikelchen? Bin ratlos.
    LG Jana

    Antworten
  6. Avatar
    Anja sagte:

    Ich war sehr gefrustet über die kleinen Risse in meinem Bauch. Sie sind 1 Tag, bevor wir zur Geburt ins Krankenhaus sind, aufgetaucht. Dann hat eine Hebamme im Krankenhaus zu mir gesagt: “Das ist doch ein schönes Andenken an die Schwangerschaft.”

    Antworten
    • Avatar
      Tolga sagte:

      Das ist wirklich eine sehr “hilfreiche” Aussage der Hebamme. Andererseits kommt es auch etwas darauf an, wie sie es gesagt hat bzw. wie sie es meinte. Nachdem Schwangerschaftsstreifen entstanden sind, kann man nur noch wenig dagegen machen außer lasern und Ultraschall-Behandlungen. Und wenn man es in gewisser Weise positiv sieht, kann man den Kommentar der Hebamme vllt. doch ganz gut akzeptieren und irgendwie ist die Geburt, bzw. das kleine Baby ja eine wunderschöne Sache, an die man doch immer wieder dezent erinnert werden kann. 😉

      Antworten
  7. Avatar
    Steffi sagte:

    Meine Streifen sind im letzten Monat dazu gekommen, da sie noch einen enormen Wachstumsschub hatte und auch an Gewicht zugelegt hat. Zudem hat sie stets im Bauch getanzt und sich viel bewegt. Doch so habe ich im letzten Monat allein fast 5kg zugenommen, zumal auch Wasser eingelagert wurde. bin trotzdem nur bei 16kg Zunahme geblieben.
    Mein Bauch und die Haut war zu keinen Zeitpunkt trocken und ich konnte die Streifen erst nach der Geburt sehen, da sie alle unter dem Bauchnabel liegen.
    Liegt aber auch in unserer Familie und der Spruch mit der Tigerin hat mir damit auch viel Mut gemacht meine Streifen auch mal zu zeigen und sich nicht dafür zu schämen. Danke 😉

    Antworten
  8. Avatar
    Carina sagte:

    Hallo Jana,
    schöner, informativer Artikel und toller Blog, den ich immer wieder gerne lese 🙂
    Ich bin gerade am Anfang der zweiten Schwangerschaft und hoffe, von den unschönen Streifen verschont zu bleiben. In der ersten Schwangerschaft habe ich regelmäßig geölt und es hat geklappt. Toi, toi, toi 🙂
    Liebe Grüße,
    Carina

    Antworten

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Schwangerschaftsstreifen bestmöglich zu verhindern, habe ich auf meinem Hebammenblog im Beitrag „Schwangerschaftsstreifen – Striae Gravidarum“ ausführlich […]

  2. […] Schwangerschaftsstreifen bestmöglich zu verhindern, habe ich auf meinem Hebammenblog im Beitrag „Schwangerschaftsstreifen – Striae Gravidarum“ ausführlich […]

  3. […] Mehr zum Thema Schwangerschaftsstreifen und wie man sie vermeidet hier auf dem Hebammenblog. […]

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse mir deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert